Ausgabe November 2008

Österreichs Rechte

Dass die radikale Rechte mit Zugewinnen aus den vorgezogenen Neuwahlen in Österreich hervorgehen würde, lag nach dem Bruch der großen Koalition aus SPÖ und ÖVP im Juli nahe. 1 Dass jedoch das Zwillingspaar FPÖ/BZÖ mit 28,2 Prozent (FPÖ 17,5 Prozent, BZÖ 10,7 Prozent) sein Ergebnis von vor zwei Jahren verdoppeln und damit zusammengenommen nur um wenige tausend Stimmen am ersten Platz vorbeischrammen würde, überraschte dennoch.

Die Gründe für den beispiellosen Wahlsieg der österreichischen Rechtsparteien sind vielfältig. Sicherlich besteht ein Zusammenhang zwischen der schlechten Leistung der großen Koalition und dem rasanten Wiederaufstieg der Rechten. Die Obstruktionspolitik der konservativen Volkspartei verhinderte jedwede Reformbemühungen der Sozialdemokraten, welche ihrerseits fast alles schluckten, nur um den Kanzler stellen zu dürfen. Galten die einen als parteiegoistische Verhinderer, wurden die anderen das Etikett des Umfallers nicht mehr los. Beide Parteien erhielten dafür mit historischen Negativergebnissen unterhalb von 30 Prozent die Quittung. Die enttäuschten ÖVP- und SPÖ-Wähler wanderten schnurstracks in die Arme der Rechten, die ihnen mit einfachen Antworten so ziemlich alles versprachen, was die anderen nicht halten wollten und konnten.

Sie haben etwa 12% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 88% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema