Ausgabe Juli 2009

Jemenitischer Bürgerkrieg

Die Entführung und Ermordung deutscher Staatsbürger Mitte Juni im Jemen hat das Land schlagartig in die hiesige Medienöffentlichkeit katapultiert. Dabei tobt im Norden Jemens bereits seit Jahren ein blutiger Krieg zwischen schiitischen Stämmen und den Streitkräften des jemenitischen Staates. Mittlerweile haben die Auseinandersetzungen mehrere tausend Tote und eine unbekannte Zahl von Verletzten und Flüchtlingen gefordert.

Schenkt man der jemenitischen Regierung Glauben, ist der „vergessene Konflikt“ im Jemen längst zum Interventionsfeld der iranischen Außenpolitik avanciert. Die regierende Kongress-Partei wirft dem Iran vor, auf Seiten der schiitischen Al-Huthi-Rebellen in den Konflikt einzugreifen. Wenngleich religiös motivierte Interventionen in der Vergangenheit zum Repertoire der iranischen Außenpolitik gehörten und die Schwäche des jemenitischen Staates eine Einflussnahme des Auslandes begünstigt, ist deren Ausmaß gegenwärtig kaum zu bestimmen. 1

Ausschlaggebend scheinen für diesen Konflikt denn auch, den Behauptungen der Regierung in Sanaa zum Trotz, innerstaatliche Faktoren zu sein.

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Aktuelle Ausgabe Oktober 2025

In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

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