Ausgabe April 2010

Halbierte Moderne ?

In der März-Ausgabe der „Blätter“ dokumentierten wir den Gründungsaufruf des „Instituts solidarische Moderne“. Wo aber liegen dessen Stärken und Schwächen – und seine blinden Flecken?

Ende Januar traten die Initiatoren des „Instituts Solidarische Moderne“ mit einem Gründungsaufruf an die Öffentlichkeit.[1] Das Bündnis besteht neben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie Publizistinnen und Publizisten vor allem aus Politikerinnen und Politikern der SPD, der Grünen und der Linkspartei. Es handelt sich um den ersten öffentlich vollzogenen Brückenschlag zwischen den derzeitigen Oppositionsparteien im Bundestag. Schon deshalb verdient die Initiative Aufmerksamkeit und Unterstützung. Eine Alternative zur marktorthodoxen Umverteilung und Zerstörung hat in absehbarer Zeit, jedenfalls auf Bundesebene, nur im Zusammenwirken dieser Parteien eine Chance. Andere rechnerisch mögliche Mehrheiten, wie sie sich derzeit in einigen Bundesländern gefunden haben, mögen für einzelne Projekte, wie etwa die Schulpolitik, ihren Reiz haben und deshalb die Phantasie beflügeln; doch die Grundausrichtung neoliberalen Umbaus bleibt davon unberührt. Umso wichtiger ist die nunmehr geschlossene Allianz.

Der Aufruf lädt zur Mitgestaltung ein. Ob dies gelingt, hängt nicht zuletzt von seinem Inhalt ab. Hier kommen Zweifel auf.

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In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

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