Für einige Tage war der Band verschwunden und halb Kärnten in heller Aufregung: „Wer tut so etwas?“ Den Kritiker aber wundert: Wer schreibt so etwas? Was unter dem Titel „Gästebuch“ daherkommt, parallel zur aktuellen Haider-Ausstellung im Klagenfurter Bergbaumuseum, enttäuscht doch ein wenig, vor allem in der Form.
Der ganze Text ist viel zu schnell dahin geschrieben und streckenweise redundant. Auch ein Haupterzählstrang fehlt gänzlich. Stattdessen finden wir ein Gewirr von Stimmen vor, ein Durcheinander von 112 Erzählern, die nichts Wesentliches zu sagen haben, aber offenbar die Tinte nicht halten konnten: „Danke Jörg!“; „Jörg, du warst einfach super!“; „Ich vermisse dich!“; „Unfassbar, dass du nicht mehr da bist.“ Und nicht zu vergessen: „Hallo Jörg, wir waren hier! […] Alles Gute, wo immer du auch bist.“ Der Leser ahnt, welche Tragödie sich hinter diesen Zeilen verbirgt.
Die Geschichte, die uns hier erzählt wird, beruht auf einer unerhörten Begebenheit, die anderthalb Jahre zurückliegt. Als Ort der Handlung dient jene Gegend Österreichs, wo dem Heimatlied nach „Mannesmut und Frauentreu […] mit Blut die Grenze schrieb“: Kärnten. In einer Oktobernacht fährt der „Lebensmensch“ und Landeshauptmann Jörg H. in den Tod.