Ausgabe August 2011

Russlands zweite Modernisierung

Heute, 20 Jahre nach dem Ende der Sowjetunion, haben sich zum Glück jene Katastrophenszenarien nicht bewahrheitet, die nicht ohne Grund Anfang der 90er Jahre en vogue waren: Russland ist nicht in eine Weimarer Situation hineingeschlittert, die manche klugen Beobachter schon hatten kommen sehen, Russland ist vielmehr dank der steigenden Weltmarktpreise für Energie ein reiches, ja ein superreiches Land geworden, das neben China die größten Währungsreserven anhäufen konnte.

Dieser Reichtum, der sich fast automatisch aus der Naturalrente ergab, und der nur zum Teil selbst erarbeitet war, hat jedoch zusehends seine modernisierungsfeindliche Seite zu erkennen gegeben. Ein Land, das über solche Einkommen verfügt, muss sich keine Gedanken machen über andere Formen der Leistungssteigerung, der Erhöhung der Produktivität und der Effizienz.

Dieses Problem ist, wie man aus einem Erlass Peters des Großen herauslesen kann, nicht ganz neu: „Unser russisches Land ist vor vielen andern Ländern durch den Reichtum und die Mannigfaltigkeit von Metallen und Mineralien ausgezeichnet. Man hat bisher dergleichen Stoffen nicht eifrig genug nachgeforscht, insbesondere hat man das Gefundene nicht genug zu verwerten verstanden, und so ist der Vorteil, welchen wir und unsere Untertanen davon hätten haben können, nicht genugsam ins Auge gefasst worden.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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