Ausgabe Dezember 2012

Ein universeller Grenzgänger

Ja, es gibt sie noch, die wohltuend undogmatische, weder ins Opportunistische noch ins Gegenteilige gewendete, so kritisch wie selbstkritisch gebliebene, an Realität geschulte und von Utopie beflügelte Linke. Für sie steht der Name Ekkehart Krippendorff.

Der deutsche Professor, der lebenslang seinen Wurzeln im Halberstädtischen Nachkriegsdeutschland nachspürt, blieb für viele immer ein Außenseiter: Für die Politischen ist er der 68er, für die Rechten der Linke, für die Konservativen der Antiamerikanist. Nun ist Ekkehart Krippendorff in einer Autobiographie seinem Leben selbst nachgegangen. Er spricht es mit entwaffnender Offenheit aus: „Niemandem ist seine postmortale Existenz wirklich gleichgültig.“ Daher möchte er sich selbst und den Nachgeborenen die Zeit erklären, in der sich alles Glück und Unglück abgespielt hat, „nicht im Sinne prätendierter Wichtigtuerei, sondern im Sinne menschenrechtlich begründeter Würde“. Das ist ihm fulminant gelungen.

Krippendorff reflektiert sein Leben anhand von zehn unterschiedlichen, nebeneinanderliegenden, auch ineinander verschränkten Lebensfäden. Unter den Stichworten Krieg, Theater, Universitäten, Nationalismus, Amerika, Juden, Italien, DDR, Musik, Religion hat er seine Lebensfäden verwoben, sich aber nicht darin verstrickt.

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In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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