Am 12. September wird ganz Europa auf das Orakel von Karlsruhe starren. Nur die Niederländer werden abgelenkt sein, denn sie müssen am gleichen Tag ein neues Parlament wählen. Mit diesem Wahlgang können sie die europäische Politik auf paradoxe Weise verschieben, nämlich indem sie eine Formation linker Europaskeptiker an die Macht bringen.
Selbst die nüchternen, sparsamen Niederländer haben langsam genug von der endlosen Folge immer neuer und immer gleicher Sparrunden. Zum ersten Mal seit fast 40 Jahren, seit dem legendären Kabinett unter Joop den Uyl in den 70er Jahren, könnten die Niederlande wieder von einer linken Parteienkoalition regiert werden.
Allerdings diesmal nicht mit einem Sozialdemokraten als Premier. Ein Mann namens Emile Roemer, den in Deutschland kaum jemand kennt, könnte der erste sozialistische Regierungschef des Königsreichs werden. François Hollande dürfte das gefallen, jedenfalls solange er noch keine nähere Bekanntschaft mit dem neuen Bundesgenossen in Den Haag gemacht hat. Angela Merkel dagegen verliert, wenn es denn so kommt, einen der treuesten Verbündeten im Kampf um die Durchsetzung ihrer Euro-Krisenpolitik.