Ausgabe Februar 2014

Staatskonservative Kollaboration

Theodor Eschenburgs Agieren in einem Mikrokosmos des »Dritten Reichs«

Bild: Privat/Familienbesitz

In der „Zeitschrift für Geschichtswissenschaft“ erschienen 2011 und 2013 zwei von mir verfasste kritische Beiträge über Theodor Eschenburg, die neue Aktenfunde verarbeiteten. Belegt wurde dort, dass Eschenburg 1938 als Dienststellenleiter der Reichsgruppe Industrie durch Darlegungen und Vorschläge, die er mündlich wie schriftlich dem Reichswirtschaftsministerium mitgeteilt hatte, an einer „Arisierung“ – dem Zwangsverkauf eines Unternehmens im Rahmen der „Entjudung“ der deutschen Wirtschaft – beteiligt gewesen war.[1] Bereits der erste Aufsatz löste eine heftige, zunehmend auch in der Tagespresse geführte Debatte aus, bei der mehr und mehr die Frage in den Vordergrund rückte, wie mit dem nach Eschenburg benannten Lebenswerk-Preis verfahren werden sollte, den die Deutsche Vereinigung für Politikwissenschaft (DVPW) seit 2003 vergab. Der Berliner „Tagesspiegel“ urteilte treffend, „besonders bei Eschenburgs Schülern [sei] der Ton polemisch.“[2] Daran änderte sich erst recht nichts – getreu der Faustregel: je schwächer das Argument, desto stärker die Worte –, als DVPW-Vorstand und -Beirat die Abschaffung des Preises beschlossen.

Sie haben etwa 2% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 98% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (2.00€)
Digitalausgabe kaufen (10.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Warnungen aus Weimar

von Daniel Ziblatt

Autokraten sind vielerorts auf dem Vormarsch. Ihre Machtübernahme ist aber keineswegs zwangsläufig. Gerade der Blick auf die Weimarer Republik zeigt: Oft ist es das taktische Kalkül der alten Eliten, das die Antidemokraten an die Macht bringt.