Ausgabe September 2014

Zerrissenes Zypern: Kleine Insel, große Mächte

Über 40 Jahre ist Zypern nun geteilt: Seit türkische Truppen am 20. Juli 1974 den Norden der Insel besetzten, um deren Anschluss an Griechenland zu verhindern, stehen sich ein türkisch besetzter, international nicht anerkannter Norden und ein griechisch dominierter Süden, die Republik Zypern, gegenüber. Nikosia ist damit die einzige geteilte Hauptstadt der Welt – kein Wunder also, dass der Reisende hier sogar einen Döner-Laden namens „Berlin Wall II“ findet.

Die eigentümliche EU-„Mitgliedschaft“ Nordzyperns ähnelt denn auch für manche Beobachter dem einstigen Status der DDR: Noch immer braucht man einen Passierschein. Wie das ummauerte Westberlin, wo man die Grenzanlagen nicht verstecken konnte, das Unnormale der deutschen Teilung plastisch vor Augen führte, gilt das für Nikosia heute.

Doch hier enden bereits die Parallelen. Zwar ist die Grenze in den letzten Jahren durchlässiger geworden, doch von einem Ende der Teilung ist die Insel noch immer weit entfernt. Hinzu kommt: Es gibt weder ein relativ einheitliches Staatsvolk, wie bei der deutschen Nationalstaatsbildung, noch eine gemeinsame Sprache. Auch deshalb konnte die DDR ja an die Bundesrepublik angeschlossen und damit sogleich in allen westlichen Institutionen aufgenommen werden.

Sie haben etwa 11% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 89% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1.00€)
Digitalausgabe kaufen (10.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Verbrecherische Komplizen: Libyen und die EU

von Sigrun Matthiesen, Allison West

Es war ein Tiefpunkt in der Geschichte der Seenotrettung: 20 Minuten lang beschoss am 24. August ein Patrouillenboot der libyschen Küstenwache die Ocean Viking, ein Rettungsschiff der Seenotrettungsorganisation SOS Méditerranée.

Von Milošević zu Trump: Die bosnische Tragödie und der Verrat an den Bürgerrechten

von Sead Husic

Es herrschte keine Freude bei der bosnisch-herzegowinischen Regierungsdelegation am 22. November 1995 auf dem Wright-Patterson-Luftwaffenstützpunkt in Dayton. Eben hatte sie dem Friedensabkommen mit der Bundesrepublik Jugoslawien, die noch aus Serbien und Montenegro bestand, und Kroatien zugestimmt, doch sie fühlte sich betrogen.