
Bild: Screenshot »Brennpunkt« (ARD), 24.3.2015
Ist etwas passiert in der Welt, das „uns“ nahegehen soll, erscheinen Zeitungen und Sondersendungen nicht mehr nur mit breiten Schlagzeilen und Breaking-News-Symbolen, sondern mit Trauerrand und schwarzen Schleifchen. Die Nachrichtensprecherinnen passen ihre Stimmlage und Mimik dem Anlass an, derweil sich die Moderatoren im Studio, die Reporter vor Ort und die angereisten Politiker gleichermaßen „geschockt“, „erschüttert“, „fassungslos“ und „entsetzt“ zeigen über die „furchtbaren“ Ereignisse. Alle zusammen bekennen vor laufender Kamera, mit ihren Gedanken „zuerst bei den Angehörigen“ zu sein.
Die seit langem intensivste Emotionalisierungswelle der Berichterstattung begann im Januar d. J. anzuwachsen. Terroristen hatten die Redaktion des Satire-Magazins „Charlie Hebdo“ und einen Pariser Supermarkt überfallen und dabei zwölf Menschen getötet. Eine Woche lang beherrschte das Ereignis die Medien so sehr, dass andere „Schreckensmeldungen“ kaum durchdrangen. Die psychologische Verarbeitung der „unvorstellbaren“ Tat von Paris hatte Vorrang. Und der mediale Drang, den Lesern und Zuschauern etwas vortrauern zu müssen, steigerte sich noch, als am 24. März ein Flugzeug der Lufthansa-Tochter Germanwings mit 150 Menschen an Bord in den Alpen zerschellte. Für die 150 Studenten, die am 2.