Ausgabe Oktober 2016

Piraten von Bord

Was war das vor fünf Jahren für ein Hype um diesen wilden politischen Haufen in Latzhose und Jesuslatschen, fast wie bei den frühen Grünen. Als die Piraten am 18. September 2011 mit sensationellen 8,9 Prozent das Berliner Landesparlament enterten, wirkte das wie der Auftakt zu einer großen wunderbaren Geschichte. Der Protest im Lande hatte eine neue, vitale Adresse.

Doch tempi passati: Auf den Tag genau fünf Jahre später verfehlten die Piraten mit weniger als zwei Prozent klar den Einzug ins Abgeordnetenhaus. Und damit beginnt der endgültige Anfang vom Ende. Gewiss, noch ist die Partei in drei Landtagen vertreten: im Saarland, in Schleswig-Holstein und in Nordrhein-Westfalen. Doch bis Frühjahr nächsten Jahres und dem Ende der Legislaturperioden wird auch das Vergangenheit sein – und die Partei eine Fußnote der Berliner Republik.

Bereits jetzt kreisen die Geier der Konkurrenz über den Piraten und balgen sich um die besten Stücke. Denn dort sind die Experten des Digitalen allemal gefragt. Den wohl größten Batzen sicherte sich die Linkspartei. Nach Oliver Höfinghoff, Ex-Fraktionschef im Abgeordnetenhaus, und Anke Domscheit-Berg, der Wandererin durch alle Parteien, ist nun auch Martin Delius, der engagierte Chef des BER-Untersuchungsausschusses, an Bord.

Sie haben etwa 33% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 67% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1.00€)
Digitalausgabe kaufen (10.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Vom Proletariat zum Pöbel: Das neue reaktionäre Subjekt

von Micha Brumlik

Gewiss, es waren keineswegs nur Mitglieder der US-amerikanischen weißen Arbeiterklasse, die Donald Trump an die Macht gebracht haben. Und doch waren es auch und nicht zuletzt eben jene Arbeiter und Arbeitslosen – und genau hier liegt das eigentliche Erschrecken für die Linke.