Ausgabe Dezember 2018

Identität durch Erinnerung

Dankesrede anlässlich der Verleihung des Friedenspreises 2018

Der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels war für uns eine überwältigende Überraschung. Seit vielen Jahren verfolgen wir in den Medien die Zeremonie, die so vielen eindrucksvollen Stimmen ein Podium und ein Publikum gegeben hat. Nie hätten wir uns diesen Seitenwechsel vom Publikum aufs Podium träumen lassen. Umso größer ist unsere Dankbarkeit gegenüber dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels und dem Stiftungsrat für die hohe Ehre und die damit verbundene Anerkennung unserer gemeinsamen Arbeit. Dieser Preis ist für uns ein Ehrenbürgerbrief in der Res publica litteraria, dem Heimatland, das keine nationalen Grenzen kennt.

Res publica litteraria

Dieses Land wurde von Dichtern und Humanisten, Verlegern und Buchhändlern an der Schwelle des Druckzeitalters gegründet. Sie haben zwischen den alten und den neuen Sprachen vermittelt und damit die Grundlagen für europäische Vielfalt gelegt. Dabei haben sie die Bibliothek als ihren Kommunikationsraum erfunden und ein Geister-Gespräch in Gang gesetzt, das sich über Landesgrenzen und über Jahrhunderte hinweg entwickelte.

Die 1950 gestiftete Tradition des Friedenspreises hat dieses Geister-Gespräch, das bis heute von Schriftstellern, Druckern, Verlegern, Buchhändlern und Lesern fortgesetzt wird, wieder in den öffentlichen Raum zurückgebracht.

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In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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