Dass der Staat Israel im vergangenen Jahr seinen 70. Geburtstag feiern durfte, ist zunächst als Glücksfall zu betrachten. Die Deklaration des Staates am 14. Mai 1948 – nach jüdischer Zeitzählung am 5. Ijar 5708 – war das Ergebnis und der Endpunkt einer langen, leidvollen Geschichte. Doch die Freude über diesen Festtag war im Land selbst getrübt. Denn während wie 70 Jahre zuvor die Menschen auf den Straßen Tel Avivs tanzten, starben an der Grenze zwischen Israel und dem abgeriegelten Gazastreifen junge, von der radikal-islamistischen Hamas aufgestachelte Palästinenser durch die Geschosse israelischer Soldaten. Zudem zeugte die heftige innergesellschaftliche Debatte über das sogenannte Nationalitätsgesetz, das am 19. Juli 2018 verabschiedet wurde, wie zentral die Identitätsfrage für die Israelis auch Jahrzehnte nach der Staatsgründung noch immer ist. Einen „Schlüsselmoment für die Geschichte des Zionismus und des Staates Israel“ nannte Premierminister Benjamin Netanjahu das hochumstrittene Gesetz. Es trägt in erster Linie symbolpolitische Züge und soll den jüdischen Charakter des Staates Israel stärken. Dazu wird etwa dem Arabischen der Status als Amtssprache entzogen und Jerusalem als Hauptstadt bekräftigt.
In der Januar-Ausgabe skizziert der Journalist David Brooks, wie die so dringend nötige Massenbewegung gegen den Trumpismus entstehen könnte. Der Politikwissenschaftler Philipp Lepenies erörtert, ob die Demokratie in den USA in ihrem 250. Jubiläumsjahr noch gesichert ist – und wie sie in Deutschland geschützt werden kann. Der Politikwissenschaftler Sven Altenburger beleuchtet die aktuelle Debatte um die Wehrpflicht – und deren bürgerlich-demokratische Grundlagen. Der Sinologe Lucas Brang analysiert Pekings neue Friedensdiplomatie und erörtert, welche Antwort Europa darauf finden sollte. Die Journalistinnen Susanne Götze und Annika Joeres erläutern, warum die Abhängigkeit von Öl und Gas Europas Sicherheit gefährdet und wie wir ihr entkommen. Der Medienwissenschaftler Roberto Simanowski erklärt, wie wir im Umgang mit Künstlicher Intelligenz unsere Fähigkeit zum kritischen Denken bewahren können. Und die Soziologin Judith Kohlenberger plädiert für eine »Politik der Empathie« – als ein Schlüssel zur Bekämpfung autoritärer, illiberaler Tendenzen in unserer Gesellschaft.