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Die Corona-Pandemie legt die Schwächen der Kulturnation Deutschland schonungslos offen. Für die Kulturschaffenden ist der gegenwärtige Lockdown nämlich alles andere als „light“: Vor allem sie sind von der totalen Schließung ihrer Spiel- und Aufführungsstätten betroffen. Und noch mehr als das: Die Kultur als identitätsstiftendes Leitbild bundesrepublikanischer Selbstvergewisserung gerät im Zuge der Pandemie radikal ins Wanken.
Noch im Koalitionsvertrag zwischen Union und SPD aus dem Jahr 2018 hieß es weihevoll: „Kunst und Kultur sind Ausdruck des menschlichen Daseins. In ihrer Freiheit und Vielfalt bereichern sie unser Leben, prägen unsere kulturelle Identität, leisten einen Beitrag zu gesellschaftlichem Zusammenhalt und zur Integration und schaffen Freiräume für kritischen Diskurs. [...] Sie sind Grundlage unserer offenen, demokratischen Gesellschaft und damit wichtiger Teil unseres Landes, das sich seit seiner Gründung im Herzen Europas nicht nur als Wirtschaftsmacht und Sozialstaat, sondern gerade auch als starker Kulturstaat versteht.“[1]
Die heftigen Proteste der vergangenen Wochen stellen diese großen Worte in Frage: Unter dem Motto #alarmstuferot protestieren Kulturschaffende in Berlin, es gibt Kundgebungen in München und in vielen anderen Städten. Der ehemalige Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin sieht gar die Kultur in ihrer Substanz bedroht und die Kulturnation Deutschland nachhaltig Schaden nehmen.