
Bild: Frédéric Ciriez und Romain Lamy, Frantz Fanon (Hamburger Edition)
Der Versuch mutet eigenwillig an: Zeit, Leben, Denken und Handeln eines Menschen in eine gezeichnete Geschichte zu packen, eine Graphic Novel. Hier ist er ein Glücksfall. Schon weil sein Subjekt Frantz Fanon – Psychiater, Philosoph, Poet, Diplomat, Revolutionär – so einzigartig ist. Und weil Fanons zentrales Thema zurück ist: der Kolonialismus und seine Verheerungen. Im Kampf gegen die globale Ungleichheit, Despotentum, Rassismus und Gewalt wirkt das koloniale Erbe wieder allgegenwärtig. Ebenso wie die für uns im reichen Westen so unbequeme Erkenntnis, dass unser Wohlstand, unser Hochmut, unser manischer Konsum, unsere durchtriebene Gleichgültigkeit, unser rasanter Ausstoß von Treibhausgasen eng mit der – mit „unserer“ – Kolonisierung der Welt verwoben sind.
Fanon ist vor allem für sein Hauptwerk und Vermächtnis berühmt: „Les Damnés de la terre“ – „Die Verdammten dieser Erde“, geschrieben kurz vor seinem frühen Tod 1961. Eine scharfe, oft brillante, zornige und zugleich präzise Analyse kolonialer Macht und die Suche nach Wegen, diese individuell und kollektiv zu besiegen. Bei Revolutionären in Afrika, Asien, Lateinamerika, ja selbst bei den Black Panthers in den USA war Fanon Pflichtlektüre. In Deutschland erscheint diese Krankenakte des weiß-westlichen Bewusstseins bei Suhrkamp und im damals progressiven Rowohlt Verlag.