Ausgabe Mai 2022

Die Corona-Impfung ist keine Privatangelegenheit

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) während der Sitzung des Deutschen Bundestags zum Thema Impfpflicht, 7.4.2022 (IMAGO / Christian Spicker)

Bild: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) während der Sitzung des Deutschen Bundestags zum Thema Impfpflicht, 7.4.2022 (IMAGO / Christian Spicker)

In der April-Ausgabe der »Blätter« kritisierte der Arzt und ehemalige Linken-Politiker Wolfgang Albers das Plädoyer für eine gesetzliche Impfpflicht in der Februar-Ausgabe scharf als moralinsaure und zugleich kontraproduktive Individualisierung eines gesellschaftlichen Problems. Dem widerspricht der kritisierte Miguel de la Riva.

Nach Monaten hitziger öffentlicher Debatte und einem zähen Gesetzgebungsverfahren ist die Einführung einer Corona-Impfpflicht am 7. April im Bundestag krachend gescheitert. Auch der in letzter Minute zwischen den beiden Befürworter-Anträgen gefundene Kompromiss einer Pflicht für Menschen über 60 konnte daran nichts mehr ändern. Am Ende der Sitzung zeigten sich die Abgeordneten von FDP und Union ebenso wie gewisse Teile der Linksfraktion um Sahra Wagenknecht zufrieden, hatten sie das Vorhaben doch erfolgreich verhindert. Am lautesten brandete der Jubel aber in der AfD auf. Denn im Ergebnis hat das Parlament Rechtsextremen, Verschwörungsideologen und Querdenkern einen fulminanten Sieg beschert.

Das ist eine schallende Ohrfeige für jene große Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger, die sich durch die Einhaltung der Corona-Regeln seit zwei Jahren unter großen Einbußen solidarisch zeigen.

Mai 2022

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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