Ausgabe Februar 2023

Kindheit im Luftschutzbunker

Das Leiden der ukrainischen Familien

Ein Kind im Evakuierungszug von Cherson nach Chmelnyzkyi, Cherson, 18.12.2022 (IMAGO / NurPhoto / Artur Widak)

Bild: Ein Kind im Evakuierungszug von Cherson nach Chmelnyzkyi, Cherson, 18.12.2022 (IMAGO / NurPhoto / Artur Widak)

Lisa Dmitrijewa hatte ihr ganzes Leben noch vor sich, doch sie wurde nur vier Jahre alt. Das Mädchen mit Down-Syndrom kam gerade von der Sprachtherapie, die sie regelmäßig besuchte. Zusammen mit ihrer Mutter überquerte sie einen belebten Platz im Zentrum von Winnyzja, einen Puppenwagen vor sich herschiebend, als mehrere russische Raketen einschlugen. Das Mädchen wurde bei der Explosion getötet, die Mutter kam schwer verletzt ins Krankenhaus.[1] An jenem Tag Mitte Juli 2022 starben in der zentralukrainischen Stadt, weit weg von der militärischen Front, 23 Menschen, darunter neben Lisa Dmitrijewa zwei weitere Kinder, 140 Personen wurden verletzt.

Ein Jahr nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine fordert dieser noch immer täglich Tote und Verletzte; weiterhin zerstören Raketen und Artilleriegeschosse Häuser und Kraftwerke, Träume und Hoffnungen. Neben den Kämpfen in der Süd- und Ostukraine beschießt die russische Armee seit Monaten auch gezielt die kritische Infrastruktur des Landes – mit der Absicht, die Menschen zu zermürben, wenn sie in dunklen Wohnungen ausharren müssen, ohne duschen oder sich aufwärmen zu können.[2] Zu den größten Leidtragenden dieses ständigen Ausnahmezustands gehören die ukrainischen Kinder. Auf diesen Opfern der russischen Invasion liegt in der internationalen Berichterstattung allerdings nur selten der Fokus.

Laut der ukrainischen Generalstaatsanwaltschaft sind zwischen vergangenem Februar und Ende Januar insgesamt 459 Kinder gestorben, 914 wurden verwundet, 353 bleiben gemäß der Polizei verschwunden.[3] Zwar decken sich die Zahlen der Vereinten Nationen weitestgehend mit diesen Angaben – doch weil etwa verlässliche Zahlen aus den von Russland besetzten Gebieten und den frontnahen Landstrichen fehlen, dürfte die Dunkelziffer wesentlich höher liegen, davon gehen auch die ukrainischen Behörden aus. Tausende Kinder haben Angriffe zwar selbst überlebt, aber ihre Eltern, Geschwister, Freund:innen oder das Zuhause verloren. Sie alle sind durch den Krieg gezwungen, viel zu schnell erwachsen zu werden.

Laut Unicef hat praktisch keines der sieben Millionen zurzeit im Land lebenden Minderjährigen gesicherten Zugang zu Elektrizität, Heizung und Wasser. „Diese Kinder sehen einem trostlosen Winter entgegen, zusammengekauert in Kälte und Dunkelheit, ohne eine Vorstellung davon zu haben, wie oder wann sie sich erholen können“, sagt Catherine Russell, die Direktorin des UN-Kinderhilfswerks, in einer Stellungnahme. „Abgesehen von den unmittelbaren Gefahren, die der Frost mit sich bringt, wird den Kindern auch die Möglichkeit genommen, zu lernen oder mit Freunden und Familie in Kontakt zu bleiben, wodurch sowohl ihre körperliche als auch ihre geistige Gesundheit stark gefährdet ist.“[4] Gerade die Auswirkungen auf die Psyche sind in diesem Alter oftmals verheerend; Unicef spricht von einer „drohenden mentalen Gesundheitskrise“: Anderthalb Millionen Kinder seien bereits von Depressionen, Angstzuständen, posttraumatischem Stress und anderen mentalen Erkrankungen betroffen. Die Kyjiwer Psychologin Kateryna Goltsberg schildert dem „Spiegel“ verschiedene Symptome von Traumata: „Neben Verschwiegenheit und Apathie sind da Aggressionen und Ticks wie Augenzucken oder häufiges Räuspern. Manche entwickeln sogar Krankheiten wie Asthma oder Schuppenflechte. Damit Kinder schreckliche Erlebnisse verarbeiten können, müssen sie unterstützt werden.“[5]

»Kein Kind hat Zugang zu geregelter Bildung«

Neben den direkten Folgen des Krieges für die Gesundheit der Kinder schränkt er deren Recht auf Bildung ein. Wie alles andere sind auch die Bedingungen dafür in den letzten Monaten immer schwieriger geworden: Zehntausende Kinder können nicht mehr regelmäßig zur Schule oder in den Kindergarten gehen. Dies nicht zuletzt, weil über 3000 Bildungseinrichtungen im Land beschädigt und fast 500 komplett zerstört sind, wie das ukrainische Bildungsministerium auflistet.[6] „Kein ukrainisches Kind hat mehr Zugang zu geregelter Bildung“, schreibt Unicef. Auch dadurch wird einer ganzen Generation die Zukunft genommen.

Als der russische Angriffskrieg vor einem Jahr begann, war das Schuljahr in vollem Gang. Zuerst wurden Schüler:innen und Lehrer:innen für zwei Wochen in die Zwangsferien geschickt, alle Einrichtungen schlossen ihre Türen – doch als absehbar wurde, dass der Krieg so schnell nicht vorbei sein würde, nahmen viele den Unterricht wieder auf – online. Eine Praxis, die bereits während der Coronapandemie weit verbreitet war und deshalb mehr oder weniger funktionierte.[7] Dies war auch ein Grund dafür, dass Lehrkräfte und Kinder, die nach Beginn der Invasion aus dem Land flohen, weiter unterrichten und lernen konnten. Das Bildungsministerium fällte zudem Entscheide, damit keine Lücken bei den Leistungsnachweisen der Schüler:innen entstehen: Es wies die Schulen etwa an, alle Kinder automatisch in die nächsthöhere Klasse zu versetzen und die Jahresendprüfungen ausfallen zu lassen. Die Abiturprüfung fand zwar trotzdem statt, konnte aber nicht nur im Land selbst, sondern auch in dutzenden Städten in ganz Europa absolviert werden, wie die „Ukrajinska Prawda“ berichtet.[8] So sorgte die Behörde zumindest in dieser Hinsicht für Chancengleichheit. Zum neuen Schuljahr im September 2022 öffnete dann rund die Hälfte der Schulen und Kindergärten wieder die Türen – jene, die den vorgeschriebenen Luftschutzbunker im Gebäude bereits hatten oder über die Sommerferien neu einrichten konnten. Die restlichen Kinder müssen weiterhin mit Fernunterricht vorliebnehmen – doch aufgrund der Stromausfälle infolge der Angriffe auf die kritische Infrastruktur ist der Zugang dazu oft nicht mehr gewährleistet.

Verändert haben sich nicht nur die Rahmenbedingungen des Lernens, sondern auch der Inhalt: So gilt seit diesem Schuljahr in der Ukraine ein neuer Lehrplan. In der Grundschule wird etwa unterrichtet, wie man verschiedene Arten eines Luftalarms auseinanderhält, was man im Falle eines Angriffs tun soll, wie man einen Schutzraum einrichtet, Erste Hilfe leistet oder mit Angst umgeht. Immer wieder üben die Kinder im Unterricht, wie sie rasch in den Keller kommen, wo der Unterricht bei Luftalarm weitergeht. Und ab der fünften Klasse gilt in Fächern wie Literatur und Geschichte ein neues Programm, wie etwa die „taz“ berichtet.[9] So werde den jungen Menschen nun etwa beigebracht, dass die Sowjetunion ein imperialistischer Staat gewesen sei, und wie sich die Ukrainer:innen der Repression dieses Staates widersetzt hätten. Aus dem Programm gestrichen worden seien Werke von vielen russischen Autoren, etwa Anton Tschechow, Lew Tolstoi oder Fjodor Dostojewski. Eingang in den Schulstoff hätten dafür Goethe oder Adam Mickiewicz gefunden. Der Unterricht droht damit zu einem ideologischen Kampffeld zu werden – in den von Russland besetzten Gebieten ist er das bereits. Russland nutzt die dortigen Schulen schon längst für Propagandazwecke: Der Lehrplan wurde geändert, vor allem im Geschichtsunterricht lernen die Kinder nun nur noch das, was dem Kreml genehm ist. „Nach Moskaus Plänen sollen die Schulen vor allem eine zentrale Rolle in der ideologischen Indoktrination der Kinder übernehmen und sie zu ‚russischen Patrioten‘ und Putin-Unterstützern machen“, schreibt etwa die Bildungsexpertin Tatiana Zhurzhenko.[10]

Dass dies meistens nicht freiwillig geschieht, legen diverse Berichte nahe. Demnach üben die Besatzungsbehörden Druck auf Lehrer:innen aus, damit diese ihren Schüler:innen die russische Sicht auf die ukrainische Geschichte vermitteln. So berichtete der „Guardian“ über den Fall einer Lehrerin, die sich weigerte, für die Besatzer:innen zu arbeiten, und deshalb entlassen wurde.[11] „Stellen Sie sich vor: Ich habe mehr als 25 Jahre an dieser Schule gearbeitet. Am Tag meiner Entlassung bin ich allein hinausgelaufen, trug eine Topfpflanze und einen Beutel mit Gedichten, Tränen flossen mein Gesicht hinunter.“ Kurze Zeit später sei sie bei einem Elternabend als „Verräterin“ denunziert worden, weil sie die Schule verlassen hatte. Daraufhin floh die Lehrerin in von der Ukraine kontrolliertes Territorium. Etwa ein Drittel der Lehrkräfte hätten sich dagegen zur Kollaboration bereiterklärt, einige aus Enthusiasmus, andere aus Pragmatismus.

Ähnliche Berichte darüber, wie Druck auf Lehrkräfte ausgeübt wird, sind aus den besetzten Gebieten immer wieder zu hören; der ukrainische Ombudsmann für Bildung spricht von „hunderten“ solcher Einflussnahmen. „Sie zwingen Lehrer, nach russischem Lehrplan zu unterrichten, sie bringen russische Lehrbücher mit, in denen steht, Ukrainer und Russen seien ein Volk, russischer Imperialismus, das volle Paket.“[12] Wer sich in der Ukraine umhört, stößt aber auch auf immer mehr Erzählungen von Lehrer:innen, die nach der Rückeroberung besetzter Städte durch die ukrainische Armee als Kollaborateure verfolgt würden. Ukrainische Politiker:innen fordern harte Gefängnisstrafen für jene, die mit dem russischen Bildungssystem kooperieren oder kooperiert haben. Russische Medienberichte legen derweil nahe, dass Lehrer:innen für die besetzten Gebiete auf der von Russland 2014 annektierten Krim-Halbinsel oder in Russland selbst angeworben werden; die Rekrutierung soll allerdings eher schleppend verlaufen.[13]

Acht Millionen ins Ausland geflüchtete Kinder und Frauen

Wie ergeht es Kindern, die zusammen mit ihren weiblichen Verwandten fliehen müssen? Laut dem UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR befinden sich fast acht Millionen Ukrainer:innen im Ausland, die allermeisten davon sind Frauen und Kinder – wie viele Minderjährige es genau sind, darüber existieren allerdings kaum Zahlen. Für die rund 6,5 Millionen Binnenvertriebenen in der Ukraine hingegen schon: Ein Fünftel von ihnen soll minderjährig sein. Für beide Gruppen gilt: Die Flucht und das neue Umfeld können traumatisierend wirken, aber auch die Sorge um jene, die geblieben sind. Die fliehenden Frauen prägen derweil auch Diskurse in der Ukraine selbst – etwa jenen über Geschlechterrollen im Krieg.

Zerstörte Träume, auseinandergerissene Familien, Sorge um Partner und Verwandte und Schmerz über ihren Verlust, aber auch Widerstand und Kampf: In den letzten Monaten hat sich die Rolle der ukrainischen Frauen radikal verändert. Sie müssen sich um die Familie und deren Überleben kümmern, wenn der Partner an der Front ist, sie helfen als Freiwillige in den Gemeinschaften, bei der Flucht oder der Aufnahme Geflüchteter, sie halten die Schulen und Krankenhäuser des Landes am Laufen. Rund 40 000 Frauen haben sich laut dem Verteidigungsministerium aber auch als Soldatinnen den ukrainischen Streitkräften angeschlossen, 5000 von ihnen sollen an der Front sein. Bereits nach der Annexion der Krim hatte sich die Zahl der Frauen in der Armee verdoppelt. Lange hatten liberale Feministinnen zuvor für mehr Sichtbarkeit in der Armee gekämpft, heute geben Soldatinnen in der Ukraine kaum noch ein überraschendes Bild ab – was die ukrainische Regierung als großen Gleichstellungserfolg feiert.

Die Verfestigung patriarchaler Strukturen

Während der Krieg die Sichtbarkeit dieser Frauen wohl weiter erhöhen wird, stellt er für den ukrainischen Feminismus insgesamt eine große Herausforderung dar – weil er traditionelle Geschlechterrollen wieder festschreibt: Männer als heldenhafte Kämpfer, Frauen auf der Flucht als hilflose Opfer.[14] Und weil er patriarchale Strukturen, die auch in Friedenszeiten die Gesellschaft durchdringen, verstärkt. Wie die Psychologin Vitalina Ustenko gegenüber dem linken ukrainischen Magazin „Commons“ sagt, würde der Krieg auch deshalb die traditionellen Rollen festigen, weil Frauen jetzt noch mehr Care-Arbeit leisten müssten.[15] Viele Feminist:innen kritisieren auch, dass der Staat mit dem Ausreiseverbot für Männer eine patriarchale Sichtweise reproduziert habe. Sie setzen deshalb auf einen alternativen Diskurs über weibliche Subjektivität, der sich einer Viktimisierung widersetzt.

Die ukrainische Genderforscherin Marta Havryshko macht gegenüber der „taz“ derweil eine weitere, „enorm gegenderte Dimension des Kriegs“ aus: die sexualisierte Gewalt, die ukrainische Frauen erfahren.[16] Immer mehr Berichte deuten darauf hin, dass russische Soldaten auch in diesem Krieg Vergewaltigung als militärische Waffe einsetzen.[17] Ähnlich äußerte sich Pramila Patten, die UN-Sonderbeauftragte für sexuelle Gewalt gegenüber der Nachrichtenagentur AFP: „Wenn Frauen tagelang festgehalten und vergewaltigt werden, wenn man anfängt, kleine Jungen und Männer zu vergewaltigen, wenn man eine Reihe von Genitalverstümmelungen sieht, wenn man von Frauen hört, die über russische Soldaten berichten, die mit Viagra ausgerüstet sind, dann ist das eindeutig eine militärische Strategie.“[18] Schon aus dem Krieg im Donbas in den letzten acht Jahren sind solche Fälle bekannt: Berüchtigt ist etwa das Lager Isoljazija, ein ehemaliges Kunstzentrum in Donezk, in dem Gefangene systematisch gequält wurden und sexualisierte Gewalt an der Tagesordnung war, wie ukrainische Organisationen dokumentiert haben. Seit der Invasion im Februar vergangenen Jahres sind laut der ukrainischen Generalstaatsanwaltschaft über hundert Fälle bekanntgeworden – wobei die Dunkelziffer deutlich höher liegen dürfte, weil Vergewaltigungen nach wie vor mit einem Stigma behaftet sind und viele Frauen deshalb aus Angst oder Scham über das Erlebte schweigen.

Istanbul-Konvention: Eine neue Waffe im Kampf gegen Kriegsgewalt?

Trotz des Elends, das der russische Angriffskrieg über die Frauen in der Ukraine brachte, hielt das vergangene Jahr allerdings auch eine positive Überraschung bereit. Mehr als ein Jahrzehnt hatten ukrainische Feminist:innen für die Ratifizierung der „Istanbul-Konvention“ zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen gestritten. Ende Juni 2022 dann stimmte die Werchowna Rada, das ukrainische Parlament, dafür. Expert:innen gehen davon aus, dass dies auch deshalb geschah, um der Ukraine den Weg in die EU zu ebnen. „Angesichts der besorgniserregenden Meldungen und Vorwürfe sexualisierter Gewalt gegen ukrainische Frauen in den von Russland besetzten Gebiete könnte diese Entscheidung nicht passender kommen. Durch die schnelle Umsetzung sollten die ukrainischen Behörden mit diesen Gräueltaten umgehen können, und die Überlebenden sollten bestärkt und darin ermutigt werden, Gerechtigkeit zu fordern“, sagt Agnès Callamard von Amnesty International.[19] Dies aber dürfte sich auch in Zukunft als schwierig gestalten. Zwar sammeln NGOs und Frauenrechtsorganisationen Zeugnisse über sexualisierte Gewalt. Doch weil viele Opfer sich nicht trauen zu reden, ist auch die öffentliche Debatte selten von ihrer Sicht geprägt. Hinzu kommt, dass eine Unterstützung für von sexualisierter Gewalt betroffene Frauen in der Ukraine bisher nicht besonders gut etabliert sei, wie Genderforscherin Marta Havryshko schreibt.[20] Es fehle an Fachleuten, die psychologische Hilfe leisten oder Beweise sammeln könnten, ohne die Opfer zu retraumatisieren, aber auch an staatlichen Unterkünften für Überlebende und deren Familien. Zu den Betroffenen gehörten auch Kinder, die oftmals sekundäre Opfer sexueller Gewalt seien. Wenn die Kampfhandlungen eines Tages beendet sein werden, könnte indes noch ein weiteres Thema hinzukommen: Dann dürfte es Versuche geben, den weiblichen Körper im Diskurs über die Verantwortung der Frauen für den Wiederaufbau des Landes zu instrumentalisieren und ihre Reproduktionsfreiheit einzuschränken, befürchtet die Soziologin Oksana Dutchak im Magazin „Commons“: Schon jetzt würden mehrere Petitionen ein Abtreibungsverbot fordern und dies mit der drohenden Demografiekrise nach dem Krieg begründen.[21] Glücklicherweise hatten diese Initiativen – bisher – noch keinen Erfolg.

[1] Maria Varenikova und Andrew E. Kramer, In a Flash of Fire and Shrapnel, a Smiling 4-Year-Old’s Life is Snuffed Out, www.nytimes.com, 15.7.2022.

[2] Vgl. Paul Simon, Zivilgesellschaft im Fadenkreuz. Die Ukraine vor dem Winter der Zermürbung, in: „Blätter“, 12/2022, S. 63-68.

[3] Офіс Генерального прокурора, Ювенальні прокурори: 453 дитини загинуло внаслідок збройної агресії РФ в Україні, https://t.me/pgo_gov_ua/8939, 23.1.2023 sowie: www.childrenofwar.gov.ua.

[4] Almost 7 million children in Ukraine at risk as attacks on energy infrastructure cause widespread blackouts and disruption of heating and water, www.unicef.org, 13.12.2022.

[5] Thore Schröder, Zerbombte Kindheit, in: „Der Spiegel“, 30.12.2022.

[7] Yuliia Nazarenko, Iryna Kogut und Tetiana Zheriobkina, Education and War in Ukraine, www.cedos.org.ua, 6.4.2022.

[8] Михайло Загородній, (Не)проблемне ЗНО-2022: як пройшло тестування та чи є результати завищеними, www.pravda.com.ua, 12.8.2022.

[9] Juri Konkewitsch, Tolstoi in die Verbannung, www.taz.de, 6.9.2022.

[10] Tatiana Zhurzhenko, Bildung unter Beschuss: das ukrainische Schulsystem unter Bedingungen der Okkupation, www.zois-berlin.de, 7.9.2022.

[11] Shaun Walker und Pjotr Sauer, ‚No way I could work for the Russians‘: the Ukrainian teachers resisting occupation, www.guardian.co.uk, 18.9.2022.

[12] Ebd.

[13] Новая газета Европа, »Детям надо учиться. Не только же от бомб прятаться«, www.novayagazeta.eu, 26.7.2022.

[14] Olena Strelnyk, „Männer als Beschützer, Frauen als Beschützte“ – Der Krieg als Herausforderung für den ukrainischen Feminismus, www.geschichtedergegenwart.ch, 3.7.2022; Alyona Gruzina, How Ukrainian Feminist and LGBT+ Organizations Work during the War, www.genderindetail.org.ua, 18.7.2022.

[15] Марина Овчинникова, Гендерна нерівність в Україні під час війни: закриті кордони, особисті трагедії та демографічні виклики, www.commons.com.ua, 29.11.2022.

[16] Patricia Hecht, „Nicht alle Männer sind Kämpfer“, www.taz.de, 13.4.2022.

[17] Annelise Borges, „Russen setzen sexuelle Gewalt als Kriegsmethode ein“, sagt Staatsanwalt der Ukraine, www.de.euronews.com, 5.12.2022.

[18] UNO-Beauftragte: Russische Soldaten erhalten Viagra zur „Entmenschlichung“ von Ukrainerinnen, www.blick.ch, 17.10.2022.

[19] Ukraine ratifiziert Istanbul-Konvention: „Ein historischer Sieg für die Frauenrechte“, www.amnesty.ch, 20. 6.2022.

[20] Marta Havryshko, Vergewaltigung als Kriegswaffe? Einige Überlegungen zu sexueller Gewalt im Krieg gegen die Ukraine, 18.5.2022.

[21] Марина Овчинникова, Гендерна нерівність в Україні під час війни: закриті кордони, особисті трагедії та демографічні виклики, www.commons.com.ua, 29.11.2022.

Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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