Ausgabe September 2023

Der neue Aristopopulismus

Wie US-Konservative die Demokratie beerdigen

Ein Mann demonstriert mit einem in eine US-Flagge eingewickelten Kreuz in Los Angeles, 10.4.2022 (IMAGO / ZUMA Wire / Ringo Chiu)

Bild: Ein Mann demonstriert mit einem in eine US-Flagge eingewickelten Kreuz in Los Angeles, 10.4.2022 (IMAGO / ZUMA Wire / Ringo Chiu)

Über ein Jahrhundert lang hatten die Lichtgestalten der amerikanischen Mainstreamrechten eine klare Mission und eine klare Vorstellung ihrer Ursprünge. Linke mochten auf utopische Pläne für den Aufbau einer perfekten Gesellschaft fixiert sein, doch Konservative standen für die nüchterne Arbeit bereit, die Freiheit gegen die Tyrannei zu verteidigen. Konservative sahen ihre Wurzeln im Jahr 1790, in den Warnungen Edmund Burkes vor den autoritären Gefahren der Revolution und in seinem Beharren auf einer vertraglichen Verbindung zwischen der ererbten Vergangenheit und der imaginierten Zukunft. Sie zählten den englischen Philosophen Michael Oakeshott und den emigrierten österreichischen Ökonomen Friedrich Hayek zu ihren Vorfahren und betrachteten öffentliche Intellektuelle wie den amerikanischen Autor William F. Buckley Jr. sowie Menschen der Tat wie die britische Premierministerin Margaret Thatcher und den amerikanischen Präsidenten Ronald Reagan als Kämpfer für die gleiche Sache: Individualismus, die Überlegenheit des Marktes, die universelle Sehnsucht nach Freiheit und die Überzeugung, dass Lösungen für soziale Probleme sich von selbst entwickeln würden, wenn sich doch nur die Regierungen raushielten.

»Blätter«-Ausgabe 9/2023

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In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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