Ausgabe Januar 2025

Umdeutungen und Umbuchungen

Russ Buettner und Susanne Craig: Lucky Loser, Cover: Gutkind Verlag

Bild: Russ Buettner und Susanne Craig: Lucky Loser, Cover: Gutkind Verlag

Die Legende vom superreichen Selfmademilliardär ist ein Kernstück der opulenten Selbstinszenierung des Donald J. Trump. Viele seiner Geschäfte mit Immobilien, Lizenzen, auch seine Fernsehkarriere als Hire-and-Fire-König, beruhen auf der Story, dass Trump es ganz alleine geschafft habe, dank seines Geschäftssinns, seines Genies und anderer großer Gaben – dazu einem Quäntchen Fortune. Als ihn Hillary Clinton 2016 bei einem Wahlduell mit seinem ererbten Reichtum aufzog, sprach Trump in die Kameras: „Mein Vater gab mir einen ganz kleinen Kredit.“

Susanne Craig und Russ Buettner, Reporter der „New York Times“, haben sich viele Jahre durch das Trumpsche Finanzdickicht geschlagen. Schon 2018 veröffentlichten sie eine umfangreiche Recherche, für die sie mit ihrem Kollegen David Barstow tief in die Geldgeschichte des damals amtierenden Präsidenten vorgedrungen waren. Zentrale Erkenntnis damals: Sohn Donald hatte aus dem Immobilienimperium seines Vaters Fred mindestens 413 Mio. in heutigen Dollar bezogen, ein Großteil der Summe mit Hilfe von Steuervermeidungstricks in den 1990er Jahren. Das ist gewiss kein Kleinkredit.

Die Artikelserie bekam 2019 den „Pulitzer-Preis für erklärende Berichterstattung“. Im selben Jahr traf ich Buettner auf der 11. Weltkonferenz des investigativen Journalismus in Hamburg. Trump müsse einfach zurückschlagen, erklärte er mir hellsichtig, selbst wenn er weder Argumente noch Beweise vorbringen könne.

»Blätter«-Ausgabe 1/2025

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Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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