Ausgabe März 2025

Gaza: Zwischen Erleichterung und ethnischer Säuberung

Eine Familie fährt durch das zerstörte Dschabaliya in Gaza. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind rund 1,9 Millionen Menschen der Bevölkerung in Gaza Binnenvertriebene – das entspricht 90% der Bevölkerung. Foto vom 5.2.2025 (Youssef Alzanoun / IMAGO / Middle East Images)

Bild: Eine Familie fährt durch das zerstörte Dschabaliya in Gaza. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind rund 1,9 Millionen Menschen der Bevölkerung in Gaza Binnenvertriebene – das entspricht 90% der Bevölkerung. Foto vom 5.2.2025 (Youssef Alzanoun / IMAGO / Middle East Images)

Fürs Erste konnten die Menschen in Israel und Palästina aufatmen. Nach über 15 Monaten zerstörerischem Krieg Israels im Gazastreifen infolge des Hamas-Massakers vom 7. Oktober 2023, der insgesamt über 47 500 Menschen ihr Leben kostete – davon etwa 45 900 Palästinenser:innen und rund 1700 Israelis –, trat am 19. Januar eine lang ersehnte Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas in Kraft. 

Die mit Unterstützung Katars, Ägyptens und der USA ausgehandelte Vereinbarung sieht vor, dass 98 Israelis, darunter etwa 35 tote Geiseln, zurück in ihre Heimat gebracht werden. Im Gegenzug sollen Tausende palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen freikommen – darunter befinden sich verurteilte Attentäter, aber auch hunderte Männer, Frauen und Jugendliche, die teilweise jahrelang ohne Anklage in Administrativhaft eingesperrt waren. Aber nicht nur das: Der Krieg in Gaza soll stufenweise ganz beendet werden. Wie das genau ablaufen und wie die Zukunft des Gazastreifens aussehen soll, das bleibt allerdings völlig unklar.

In der ersten Phase soll die Hamas insgesamt 33 Israelis (Soldat:innen sowie Zivilist:innen) freilassen, jede Woche ein Gruppe. Israel verpflichtete sich im Gegenzug, jeweils zwischen 30 und 50 Palästinenser:innen (insgesamt rund 1900) freizulassen. Zudem sollte wieder verstärkt humanitäre Hilfe in den Gazastreifen eingeführt werden dürfen.

»Blätter«-Ausgabe 3/2025

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In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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