Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey: Sehnsucht nach Zerstörung. Die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus, S. 43-53
Der heutige Faschismus ist, anders als seine historischen Vorgänger, in der Demokratie verankert und sieht sich als dessen Erneuerer. Als Abrissbirne liberaler Institutionen übt er eine besondere Anziehungskraft aus, so die Literatursoziologin Carolin Amlinger und der Soziologe Oliver Nachtwey. Um ihn bekämpfen zu können, gilt es, diese Attraktivität zu verstehen.
Frank Biess: Die dunklen Seiten der USA. Trumps autoritäre Wende und die Lebenslügen der Bundesrepublik, S. 54-62
Erschreckt blicken deutsche Beobachter auf den wachsenden Autoritarismus in den USA. Doch dieses Entsetzen ist einem verklärten Blick geschuldet, so der Historiker Frank Biess. Exklusion und Rassismus waren stets ein Teil der amerikanischen Geschichte.
Daniel Ziblatt: Warnungen aus Weimar. Wie der Opportunismus der Parteien Autokraten an die Macht bringt, S. 63-67
Autokraten sind vielerorts auf dem Vormarsch. Ihre Machtübernahme ist aber keineswegs zwangsläufig, so der Politikwissenschaftler Daniel Ziblatt. Gerade der Blick auf die Weimarer Republik zeigt: Oft ist es das taktische Kalkül der alten Eliten, das die Antidemokraten an die Macht bringt.
Annette Dittert: Regimechange leicht gemacht. Wie Musk und Farage versuchen, die britische Demokratie auszuhebeln, S. 69-74
Immer unverhohlener mischt sich die MAGA-Bewegung in die britische Innenpolitik ein. Sie will auf der Insel eine autoritäre Wende nach amerikanischem Vorbild einläuten, warnt die Großbritannien-Korrespondentin Annette Dittert. Doch darauf ist der dortige Rechtsstaat kaum vorbereitet.
Olga Bubich: Nostalgie als Waffe. Wie Russland Geschichte benutzt, um Krieg zu führen, S. 75-84
In unserer mit Daten übersättigten Welt wird die fragile Natur des Gedächtnisses besonders empfindlich für Manipulationen. Das zeigt sich im heutigen Russland, so die Autorin Olga Bubich: Gezielt interpretiert das Putin-Regime die Geschichte neu, um seinen Kriegskurs zu legitimieren.
Sead Husic: Von Milošević zu Trump: Die bosnische Tragödie und der Verrat an den Bürgerrechten, S. 85-94
Nationalisten versuchen, die regelbasierte internationale Ordnung einzureißen. Jedoch hat dies nicht erst mit Putin und Trump begonnen, so der Journalist Sead Husic, sondern mit dem Bosnienkrieg, der vor 30 Jahren zu Ende ging. Von den damaligen serbischen Methoden lernten autoritäre Kräfte weltweit – und erlebten zugleich das Zaudern des liberalen Westens.
Ute Scheub: Globales Elend und die Diktatur der Superreichen, S. 95-103
Soziale Ungleichheit und individueller Superreichtum sind Gift für jede Gesellschaft, so die Journalistin Ute Scheub. In nahezu allen Belangen des individuellen wie kollektiven Wohlergehens schneiden ungleichere Gesellschaften schlechter ab. Daher gilt es, Wohlstand radikal umzuverteilen.
Sonja Peteranderl: Mit KI gegen Femizide? Wenn der Algorithmus über Leben und Tod entscheidet, S. 105-110
Welche Chancen bieten technischer Fortschritt und KI zur Verhinderung von Femiziden? Die Journalistin Sonja Peteranderl beleuchtet neue europäische Gadgets und Praktiken zum Schutz von Frauen vor Gewalt und kommt zu dem Schluss: Ein wirklicher Wandel kann nur durch gesamtgesellschaftliches Umdenken erreicht werden.
Benjamin von Brackel und Toralf Staud: Klima vor dem Kollaps? Mit positiven Kipppunkten das Schlimmste verhindern, S. 111-116
Eine um drei Grad erwärmte Welt wird immer wahrscheinlicher. Dadurch rücken mögliche Kipppunkte im Erdsystem stärker in den Fokus, so die Journalisten Benjamin von Brackel und Toralf Staud. Das wirksamste Gegenmittel: positive Kipppunkte, etwa im Bereich der erneuerbaren Energien, deren Überschreiten fossile Strukturen obsolet machen könnten.
Claudia Horn und Carlos Ramos: Greenwashing in Amazonien: COP30 und die Bioökonomie, S. 117-124
Das Projekt der Bioökonomie soll in der Amazonasregion Wirtschaftswachstum und Klimaschutz in Einklang bringen. Doch wie steht es um die Einbindung wesentlicher indigener Akteure? Auch unter grünem Label, so die Sozialwissenschaftlerin Claudia Horn und der Forstingenieur Carlos Ramos, dominieren Ausbeutungsverhältnisse.