Fünf Jahre nach der Wende, die die Ergebnisse des Zweiten Weltkriegs weitgehend revidierte und das geeinte Deutschland zur souveränen Führungsmacht in Europa werden ließ, sind die Schwierigkeiten beim Umgang mit dieser Situation offensichtlich - auch und gerade unter deutschen Linken und ihren intellektuellen Wortführern. Diejenigen, die nicht der Vereinigungseuphorie verfielen, verstummten. Im Osten folgte der kurzen Demokratie-Illusion skeptische Resignation, die man im Westen mit Schlagworten wie DDRNostalgie oder Ost-Trotz abzutun versucht. Rechtsruck, Nationalismus, Lähmung der Linken werden bereits im Feuilleton der führenden Presseorgane beklagt, die zuvor auf die ideologische Siegerposition des Westens eingeschwenkt waren. Man erinnere sich an den Empörungssturm, den allein die Stellung der Frage "Was bleibt?" (Christa Wolf) auslöste.
Schon der Versuch einer Bestandsaufnahme der Ex-DDR kommt einem Frevel gleich: Von einem Staat, der nicht sein durfte, darf und kann auch nichts bleiben - so die Logik. Die unsägliche Stasi-Debatte entfachte dann die schwelende Glut des Antikommunismus, obwohl eigentlich eher spezifisch deutsche Peinlichkeiten zu Tage kamen.