Von Karin Priester Als ich vor Jahren nach Italien ging, um an meiner Dissertation zu arbeiten, hatte ich im Handgepäck auch das Empfehlungsschreiben eines deutschen Professors, der als Jude nach 1933 in das faschistische Italien emigriert war. Dort lebte er mehr schlecht als recht, aber unbehelligt von der Übersetzung von Romanen aus dem Italienischen ins Deutsche. "Nur manchmal", sagte er, "mußte ich die Namen ändern. Wenn im Original z.B. Chopin stand, setzte ich Schubert oder Schumann ein." Ein Deutscher jüdischer Abkunft flieht aus dem einen Faschismus in den anderen, wo eine der Maitressen Mussolinis, die Jüdin Margherita Sarfatti, eine renommierte Kunstkritikerin war. Erst ab 1938 verschärfte sich auch in Italien die Lage unter deutschem Einfluß. Der italienische Faschismus war deswegen aber nicht weniger rassistisch, er war nur nicht antisemitisch. Der Rassismus gegenüber den kolonisierten Völkern war, wie in allen imperialistischen Ländern, auch hier gängige Münze und verstand sich als "zivilisatorische Mission", als "des weißen Mannes Bürde", sein "Mühlstein am Hals" (Disraeli) und wurde z.T. auch in sozialistischen Kreisen vertreten.
In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.