Kurz vor den Bundestagswahlen überschlagen sich die Regierungsparteien in dem Bemühen, die Keime künftiger, verheißungsvoller Entwicklungen ins rechte Licht zu rücken. Nur sie, die Unionsparteien und die Liberalen seien fähig, die "in Fahrt kommende Konjunktur", die "Wende am Arbeitsmarkt" kräftig zu befördern, wenn sie am Ruder der Macht verharren könnten. Das gelte in besonderem Maße für den Aufbau Ost. Sicher gibt es in der ostdeutschen Wirtschaft Ansätze für zukunftsträchige Entwicklungen. Etwa das rasche Wachstum der Industrieproduktion (+9% in 1997/96); oder die für 1998 geplanten Zuwachsraten der Investitionen in wichtigen Industriezweigen. In den Forschungs-und-Entwicklungs-(FuE)-intensiven Branchen wachsen sie 1998, nach Befragungen des ifo Instituts, um 6%. Darunter im Maschinenbau um 14%, in der Elektrotechnik um 25% und in der Kunststoffwarenindustrie um 13%. 1) Das aber sind in der Tat nur Keime, mit deren künftiger Entwicklung sich Hoffnungen verbinden können. Sie verdecken nicht die immensen Fehlleistungen der Wirtschaftspolitik und die belastenden Hypotheken. die sie hinterläßt.
In der Januar-Ausgabe skizziert der Journalist David Brooks, wie die so dringend nötige Massenbewegung gegen den Trumpismus entstehen könnte. Der Politikwissenschaftler Philipp Lepenies erörtert, ob die Demokratie in den USA in ihrem 250. Jubiläumsjahr noch gesichert ist – und wie sie in Deutschland geschützt werden kann. Der Politikwissenschaftler Sven Altenburger beleuchtet die aktuelle Debatte um die Wehrpflicht – und deren bürgerlich-demokratische Grundlagen. Der Sinologe Lucas Brang analysiert Pekings neue Friedensdiplomatie und erörtert, welche Antwort Europa darauf finden sollte. Die Journalistinnen Susanne Götze und Annika Joeres erläutern, warum die Abhängigkeit von Öl und Gas Europas Sicherheit gefährdet und wie wir ihr entkommen. Der Medienwissenschaftler Roberto Simanowski erklärt, wie wir im Umgang mit Künstlicher Intelligenz unsere Fähigkeit zum kritischen Denken bewahren können. Und die Soziologin Judith Kohlenberger plädiert für eine »Politik der Empathie« – als ein Schlüssel zur Bekämpfung autoritärer, illiberaler Tendenzen in unserer Gesellschaft.