Alter Wein in neuen Schläuchen. Viel mehr ist es nicht, was 21 Grünen-Politiker jüngst zur "Erneuerung bündnisgrüner Umweltpolitik" formulierten. Bekannte ökologische Zustandsbeschreibungen gepaart mit richtigen Ansätzen zur kooperativen und dialogischen Umweltpolitik, die statt auf bloße Konfrontation auf das Schmieden neuer Bündnisse setzt. Insgesamt betrachtet: jede Menge Selbstbespiegelung und Allgemeines, kaum tauglich, die anvisierte "Grundsatzdebatte" anzustoßen - zumal die Kernbotschaft vornehmlich in Richtung der eigenen Klientel geht. Motto: Schaut her, Eure Umweltpartei existiert noch, sie arbeitet wieder und weiter an ihrem ökologischen Profil und läßt sich nicht auf die mäßige ministerielle Performance reduzieren. Grüne Papiere geistern mittlerweile mannigfaltig durch die Republik, bieten inhaltlich vornehmlich Selbstreflexion; und verwischen dabei, daß gerade die Unterzeichner selbst als politische Akteure für die Umsetzung ihrer Thesen mit zuständig sind. Wer wie im grünen Umweltpapier - für einen "anderen Politikstil" auf der Basis von Einbeziehung gesellschaftlicher Kräfte wirbt, muß ihn selbst organisieren, die tatsächlich vorhandenen Potentiale selbst nutzen.
In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.