Eigentlich müßte die FDP längst die Partei der ersten Wahl sein. Seit Jahren nun schon beklagen Kommentatoren in Zeitungen und Fernsehmagazinen die Verkrustung der Gesellschaft, mahnen wieder und wieder die grundlegende Reform der veralteten Strukturen an. Ebenso wie die Freien Demokraten. Doch hat es der Partei nichts genutzt. Die Bundesbürger scharten sich partout nicht hinter die Avantgarde der neoliberalen Reform. Das ist überraschend genug, denn gesellschaftlich und politisch läuft seit Jahren im Grunde alles für die Liberalen. Die großkollektiven Unterstützungsorganisationen für die Volksparteien, Gewerkschaften und Kirchen, erodieren kräftig. Die bürgerliche Mitte dagegen wird breiter. Die Bundesrepublikaner sind in den letzten zwei Jahrzehnten gebildeter geworden, gewiß auch toleranter, eben liberaler. Die etatistischen Reformansätze der 70er Jahre scheinen erledigt, die neoliberalen Modernisierungskonzepte beherrschen den Geist der Leitartikel. Die sozialen Grundlagen also sind da, die politische Stimmung existiert ebenfalls - für das Projekt Westerwelle.
Der Generalsekretär möchte seiner Partei ein stabiles liberales Milieu erschließen. Er will weg von der labilen Funktionspartei Genschers. Er will eine feste Stammwählerschaft. Liberale taten sich immer schon schwer, zu einem eigenen Milieu zusammenfinden.