Albert O. Hirschmans Odyssee durch das 20. Jahrhundert

Bild: Hernán Díaz (1963)
Es ist schwer zu erklären, warum der 100. Geburtstag von Albert O. Hirschman am 7. April dieses Jahres in Deutschland nahezu unbemerkt geblieben ist. Nur die „Frankfurter Rundschau“ brachte einen kurzen Artikel von Claus Leggewie. Dabei war Hirschman einer der unkonventionellsten und kreativsten Sozialwissenschaftler des vergangenen Jahrhunderts. Seine zahlreichen Schriften, darunter sein bekanntestes Werk „Exit, Voice, and Loyalty“, machen ihn zu einem der wichtigsten Sozialtheoretiker jenseits des Mainstreams. Zugleich hat er mit seiner schier unglaublichen Vita dieses Jahrhundert wie nur wenige andere politische Denker an maßgeblichen Schauplätzen miterlebt und geprägt.
Hirschman war zeit seines Lebens ein zutiefst politischer Mensch. Schon als Schüler in Berlin setzt er sich gegen den Faschismus ein, anschließend im spanischen Bürgerkrieg sowie in Frankreich und Italien. In Marseille wird er zum Lebensretter für Naziverfolgte. Während der lateinamerikanischen Militärdiktaturen baut er institutionelle Rettungsflöße für oppositionelles Denken und hilft so dabei, den Boden für die Rückkehr zur Demokratie zu bereiten.