Ausgabe Oktober 2015

US-Wahlkampf: Das Spektakel der Schreihälse

Der Präsidentschaftswahlkampf in den USA hat noch nicht einmal richtig begonnen – und sorgt doch schon für große mediale Aufregung. Nur zur Erinnerung: Die eigentliche Wahl findet erst am 8. November 2016 statt und damit in über einem Jahr. Zum ersten Mal wird am 1. Februar nächsten Jahres in Iowa abgestimmt: Dann halten die beiden großen Parteien zur Vorauswahl ihrer Kandidaten örtliche Versammlungen ab. Am 20. Februar stehen in New Hampshire bundesstaatlich organisierte Vorwahlen an. Über Monate folgen dann Parteiversammlungen und Abstimmungen. Die Nominierungsparteitage sind im Juli 2016. Bis dahin sollte jede Partei durchaus einen Kandidaten haben – oder auch nicht.
In der Frühphase des Wahlkampfs kümmern sich für gewöhnlich vor allem Wissenschaftler, Journalisten und Politiker um die Bewerber – also ein kleines Segment der Öffentlichkeit. Der Rest des Landes wartet derweil den kommenden Sommer und Herbst ab. Diesmal läuft es jedoch ein wenig anders: Vier wirkliche und ein möglicher Kandidat fanden bislang landesweite Beachtung – und sorgen dabei für mitunter deftige Überraschungen. Allerdings sorgt das derzeitige Spektakel vor allem dafür, dass die entscheidenden Fragen außen vor bleiben.

Donald Trump:  brutal, lärmend, halbgebildet

Verantwortlich dafür ist vor allem Donald Trump, der brutale, lärmende, halbgebildete Erbe eines im New Yorker Baugeschäft angehäuften Vermögens.

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Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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