Ausgabe März 2016

Süd vs. Nord: Das andere Europa

Schon Montesquieu wusste: „Der Mensch des Nordens lebt, um zu arbeiten und zu produzieren, der Mensch des Midi würde nur so viel arbeiten, wie es zum Lebensunterhalt notwendig ist.“ Zwischen Europas Norden und Süden besteht ein Konflikt, der in der jüngsten Krise wieder offener zutage getreten ist, aber eine lange Tradition hat. Dieser widmet sich Wolf Lepenies in seinem neuen Buch „Die Macht am Mittelmeer. Französische Träume von einem anderen Europa“. Und wer wäre besser geeignet, eine Ideengeschichte des Nord-Süd-Konfliktes zu schreiben als Lepenies? Der 1941 im ostpreußischen Allenstein geborene Soziologe, Ideenhistoriker und Wissenschaftspolitiker leitete jahrelang das Wissenschaftskolleg zu Berlin, einen intellektuellen Brennpunkt, wo sich Gesellschafts- und Naturwissenschaftler, Künstler und Publizisten treffen und man bis zum heutigen Tag Lepenies bei Veranstaltungen und Diskussionen begegnen kann.

In seinem aktuellen Werk bezieht sich Lepenies aber auch auf jüngere Diskussionen über eine Mittelmeerunion, die ins Zentrum der Flüchtlingsdebatte führen. Dabei entfaltet er ein weites geistiges Panorama, das er nicht mit grobem Strich, sondern mit feinem malt. Gleichsam begrenzt er den Fokus: „Dies ist kein Mittelmeerbuch.

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