Ausgabe Juli 2021

Gipfeldiplomatie – zu kurz gesprungen

Russlands Präsident Wladimir Putin und US-Präsident Joe Biden schütteln sich die Hände, als sie sich zu einem russisch-amerikanischen Gipfel in der Villa La Grange in Genf treffen, 16.6.2021 (IMAGO / ITAR-TASS)

Bild: Russlands Präsident Wladimir Putin und US-Präsident Joe Biden schütteln sich die Hände, als sie sich zu einem russisch-amerikanischen Gipfel in der Villa La Grange in Genf treffen, 16.6.2021 (IMAGO / ITAR-TASS)

Der Juni war der Monat der Weltpolitik. In rascher Folge fanden vier große Gipfeltreffen statt: der G7-Gipfel vom 11. bis 13. Juni in Cornwall, der Nato-Gipfel am 14. Juni und ein Treffen der EU-Spitzen mit US-Präsident Joe Biden am 15. Juni, beides in Brüssel, und schließlich am 16. Juni das Treffen des russischen Präsidenten Wladimir Putin mit seinem US-Kollegen in Genf. Dabei standen jeweils zwei Themenblöcke im Vordergrund: einerseits die globalen Krisen, Covid-19 und der Klimawandel, andererseits die Haltung zu China und Russland.

Speziell bei den Europäern herrschten prima Stimmung und spürbare Erleichterung darüber, es endlich wieder mit einem „normalen“ US-Präsidenten zu tun zu haben. Dennoch können die umfangreichen Kommuniqués von G7 und Nato nicht darüber hinwegtäuschen, dass die konkreten Ergebnisse eher bescheiden sind. Wohl aber wurden mögliche wichtige Weichenstellungen für die Zukunft vorbereitet, die insbesondere für die Europäer alles andere als unbedenklich sind.

G7: Covid- und Klimakrise ungelöst

„Die Covid-19-Pandemie ist nirgendwo unter Kontrolle, bis sie überall unter Kontrolle ist“, heißt es zutreffend im Kommuniqué des G7-Treffens.[1] Daher beschlossen die G7-Staaten, ärmeren Ländern 2,3 Mrd. Impfdosen zu spenden. Das klingt gut, bleibt aber weit hinter den Erfordernissen zurück, denn gebraucht werden mehr als 10 Mrd. Dosen. Der „Economist“ rechnete vor, dass es gerade mal 50 Mrd.

Juli 2021

Sie haben etwa 9% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 91% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1.00€)
Digitalausgabe kaufen (10.00€)
Druckausgabe kaufen (10.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Globales Elend und die Diktatur der Superreichen

von Ute Scheub

Sie düsen in Privatjets um die Welt, um Immobilien und Konzernketten an sich zu reißen. Sie kaufen ganze Landschaften und Inseln, um sich dort im größten Luxus abzukapseln. Sie übernehmen Massenmedien, um sich selbst zu verherrlichen und gegen Arme und Geflüchtete zu hetzen.

Flucht vor der Verantwortung: Lieferkettengesetze am Ende?

von Merle Groneweg

Der 11. September erinnert nicht nur an den Einsturz des World Trade Centers in New York, sondern auch an eine der schwersten Katastrophen in der Textilindustrie: den Brand in der Fabrik Ali Enterprises in Karatschi, Pakistan.

Mythos grüne Digitalisierung

von Ingo Dachwitz, Sven Hilbig

Der Klang der Zukunft ist ein leises, elektrisches Dröhnen, das in den Knochen vibriert. Hier im Rechenzentrum herrscht niemals Stille. Es ist erfüllt von einem monotonen Chor mechanischer Flüstertöne.

Eigennutz statt Solidarität

von Klaus Seitz

Etwa eine Milliarde Euro weniger als im vergangenen Jahr steht dem Bundesentwicklungsministerium 2025 zur Verfügung. Doch nicht nur der Spardruck macht der Entwicklungszusammenarbeit zu schaffen, auch die strategische Neuausrichtung gefährdet ihre Zukunftsfähigkeit.