Ausgabe Juli 2021

Rechte Bedarfspatrioten

Armin Paul Hampel, Andreas Kalbitz und Björn Höcke auf dem 10. Bundesparteitag der AfD, 30.12.2019 (IMAGO / Christian Thiel)

Bild: Armin Paul Hampel, Andreas Kalbitz und Björn Höcke auf dem 10. Bundesparteitag der AfD, 30.12.2019 (IMAGO / Christian Thiel)

Bei der AfD weiß offensichtlich der eine Flügel nicht, was der andere tut. Formal soll sich die vor allem im Osten beheimatete rechtsradikale Fraktion ja aufgelöst haben. Doch nun wurde ruchbar, dass sich ein paar zwar nicht echte östliche, sondern bloß niedere Sachsen wieder ganz radikal geben wollen. Wie ein heimlich angefertigter Mitschnitt belegt, der WDR und NDR vorliegt, kamen etwa 40 niedersächsische AfD-Politiker zu einem dreistündigen Geheimtreffen zusammen – und zwar ausgerechnet in Verden an der Aller, eigentlich der Ort des sozial-ökologischen Kampagnennetzwerks Campact. Aber vermutlich haben die wackeren AfDler Campact bloß mit Compact verwechselt, dem Magazin des rechtsradikalen Demagogen Jürgen Elsässer.

Doch sei‘s drum: Das Ziel des Treffens war jedenfalls klar – die Wiederbelebung des Flügels. „Ich beglückwünsche uns dazu, dass wir die alten Flügel-Strukturen wieder reaktiviert haben“, sagte ein Teilnehmer mit pathetischem Timbre. Kurz zuvor hatte die Veranstaltung mehr als ein Dutzend sogenannte Regionalkoordinatoren ernannt. Früher hätte man der Einfachheit halber wohl eher von Gauleitern gesprochen. Diese bezeichnen sich nun als „gewählte Vertreter des patriotischen Lagers“ und legen höchsten Wert darauf, dass die neugeschaffenen Parallelstrukturen hoch „konspirativ“ sind und an den gewählten AfD-Kreisverbänden vorbei operieren.

Juli 2021

Sie haben etwa 40% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 60% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1.00€)
Digitalausgabe kaufen (10.00€)
Druckausgabe kaufen (10.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema Rechtsradikalismus

Vom Proletariat zum Pöbel: Das neue reaktionäre Subjekt

von Micha Brumlik

Gewiss, es waren keineswegs nur Mitglieder der US-amerikanischen weißen Arbeiterklasse, die Donald Trump an die Macht gebracht haben. Und doch waren es auch und nicht zuletzt eben jene Arbeiter und Arbeitslosen – und genau hier liegt das eigentliche Erschrecken für die Linke.