
Bild: Nachbarschaftshilfe während der Corona-Pandemie in Berlin, 18.3.2020 (IMAGO/Sabine Gudath)
In diesem Herbst wird uns erneut die Frage beschäftigen, wie gesellschaftlich mit hohen Corona-Inzidenzen umgegangen werden soll. Auch wenn es trotz absehbar steigender Fallzahlen höchstwahrscheinlich nicht zu einem neuen Lockdown kommen wird, haben uns die Bilder leergefegter Straßen, geschlossener Schulen, Geschäfte und Behörden aus dem Frühjahr 2020 doch eindrücklich vor Augen geführt, wie störanfällig unsere komplexe „Normalität“ im Krisenfall ist.
Das betrifft nicht nur den möglichen Ausbruch neuer Pandemien, sondern auch die gesellschaftliche Vulnerabilität mit Blick auf kriegerische Konflikte, Wirtschaftskrisen und nicht zuletzt den Klimawandel. Solche Ereignisse erschüttern uns vor allem deswegen so schwer, weil sie „weitgehend im Unsichtbaren funktionierende Infrastrukturen außer Betrieb setzen“, wie Markus Wissen und Ulrich Brand feststellen.[1] Gemeint sind damit nicht nur technische Anlagen, die beispielsweise den öffentlichen Nahverkehr oder die Stromversorgung betreffen, sondern vor allem zentrale öffentliche und soziale Dienste. Diese allerdings finden in der Debatte überraschend wenig Beachtung.
Gerade mit Blick auf gesellschaftlich benachteiligte Gruppen stellt sich die Frage, wer den Betroffenen im Moment der Krise eigentlich zur Seite steht – eine Perspektive, die vor allem in der Care-Debatte aufgegriffen wird.