Ausgabe September 2022

Lernen aus der Krise, lokale Solidarität stärken

Nachbarschaftshilfe während der Corona-Pandemie in Berlin, 18.3.2020 (IMAGO/Sabine Gudath)

Bild: Nachbarschaftshilfe während der Corona-Pandemie in Berlin, 18.3.2020 (IMAGO/Sabine Gudath)

In diesem Herbst wird uns erneut die Frage beschäftigen, wie gesellschaftlich mit hohen Corona-Inzidenzen umgegangen werden soll. Auch wenn es trotz absehbar steigender Fallzahlen höchstwahrscheinlich nicht zu einem neuen Lockdown kommen wird, haben uns die Bilder leergefegter Straßen, geschlossener Schulen, Geschäfte und Behörden aus dem Frühjahr 2020 doch eindrücklich vor Augen geführt, wie störanfällig unsere komplexe „Normalität“ im Krisenfall ist.

Das betrifft nicht nur den möglichen Ausbruch neuer Pandemien, sondern auch die gesellschaftliche Vulnerabilität mit Blick auf kriegerische Konflikte, Wirtschaftskrisen und nicht zuletzt den Klimawandel. Solche Ereignisse erschüttern uns vor allem deswegen so schwer, weil sie „weitgehend im Unsichtbaren funktionierende Infrastrukturen außer Betrieb setzen“, wie Markus Wissen und Ulrich Brand feststellen.[1] Gemeint sind damit nicht nur technische Anlagen, die beispielsweise den öffentlichen Nahverkehr oder die Stromversorgung betreffen, sondern vor allem zentrale öffentliche und soziale Dienste. Diese allerdings finden in der Debatte überraschend wenig Beachtung.

Gerade mit Blick auf gesellschaftlich benachteiligte Gruppen stellt sich die Frage, wer den Betroffenen im Moment der Krise eigentlich zur Seite steht – eine Perspektive, die vor allem in der Care-Debatte aufgegriffen wird.

September 2022

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In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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