Ausgabe November 2022

Das Geschäft mit dem Gebrechen

Wie Investoren den Pflegesektor auspressen

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Bild: IMAGO / imagebroker

Die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland nimmt seit vielen Jahren beständig zu. Ein wesentlicher Grund dafür: Medizinischer Fortschritt und veränderte Lebensbedingungen führen zu einer steigenden Lebenserwartung und damit auch zu mehr Bedarf an Pflege und Unterstützung. Im Jahr 2030, so der Pflegereport 2021 der Barmer Ersatzkasse,[1] werden statt heute 4,5 Millionen dann 6 Millionen Menschen Ansprüche auf Leistungen nach der Pflegeversicherung haben. Die damit einhergehenden Probleme sind schon jetzt offensichtlich: Es fehlt an Fachpersonal, oft stimmt die Qualität der Leistungen nicht, in einigen Bereichen wie der Kurzzeitpflege fehlen Plätze. Zugleich ist die finanzielle Belastung der Pflegebedürftigen enorm hoch, die Angehörigen fühlen sich im Stich gelassen und Stress und Leistungsdruck für die Beschäftigten nehmen zu.

Gleichzeitig gibt es immer mehr Konzerne, die mit der Pflege viel Geld verdienen – auf Kosten der Pflegebedürftigen wie der Pflegenden. Denn gerade hier sind die Bedingungen für Gepflegte wie Beschäftigte oft katastrophal. Pflegekräfte, die bei profitorientierten Anbietern gearbeitet haben, berichten über „Zustände, die Sie nicht kennen“. „Da sitzen die Bewohnerinnen und Bewohner an nackten Tischen. An der Tischdecke wurde gespart, es gibt keinen Raumschmuck. Die Bewohner bekommen ihr Essen auf den Tisch, niemand kümmert sich, ob sie es auch essen.

»Blätter«-Ausgabe 11/2022

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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