Andreas Püttmann: Zwischen Christdemokratie und Rechtspopulismus. Wie die Merz-Union ideell schlingert und schrumpft, S. 51-60
Trotz der konservativen Neuausrichtung der CDU unter Friedrich Merz fuhr die Union bei der Bundestagswahl das zweitschlechteste Ergebnis ihrer Geschichte ein. Der Politikwissenschaftler Andreas Püttmann beschreibt das Ringen der christdemokratischen Partei um die Bedeutung des „C“ in ihrem Namen und resümiert: Das Christliche muss zunehmend dem Neoliberalen, Konservativen und gar dem Rechtspopulistischen weichen.
Claus Leggewie: Die neueste Unübersichtlichkeit: Der Westen und seine Feinde, S. 61-72
Seit dem Amtsantritt Donald Trumps erleben Deutschland und Europa die eigentliche „Zeitenwende“: die Abkehr der USA von den liberaldemokratischen Werten des Westens und das drohende Ende der transatlantischen Partnerschaft. „Blätter“-Mitherausgeber Claus Leggewie analysiert die Angriffe der Anti-Europäer von Putin bis Trump – und sieht darin auch eine Chance: Trump könnte unfreiwilllig zum Geburtshelfer eines Europäischen Bundesstaates werden.
Michael Thumann: Putins Wende nach Osten – und der ewige Krieg, S. 73-82
Lange hielten die meisten Menschen in Europa die Teilung des Kontinents für unwiderruflich überwunden. Doch mit Russlands Überfall auf die Ukraine und Putins hybridem Krieg gegen die EU hat sich ein neuer Vorhang in Europa gesenkt. Der Journalist Michael Thumann zeigt auf, wie der Kreml Russland systematisch vom Westen abschottet und das Land für einen ewigen Krieg rüstet. Denn dieser dient Putin zur Festigung seiner Macht im Innern und der Hinwendung zum Osten.
Irina Rastorgujewa: Indoktrination und Militarismus. Der Putinismus in Russlands Schulen und Universitäten, S. 83-89
Parallel zum Überfall auf die Ukraine unterzieht der Putinismus auch das Bildungssystem der Russischen Föderation einer Militarisierung. Die Philologin und Kulturjournalistin Irina Rastorgujewa schildert, wie in den Hörsälen und Labors russischer Universitäten Militär und Kriegsführung eine immer wichtigere Rolle einnehmen und wissenschaftliche Standards zunehmend ideologischer Indoktrination weichen müssen.
Jonathan Rauch: Mafiaboss im Weißen Haus. Die patrimoniale Herrschaft des Donald Trump, S. 91-98
Die Entlassung vieler fähiger Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes durch die Trump-Regierung und ihre Ersetzung durch Loyalisten erscheint auf den ersten Blick irrational. Doch was sich seit dem 20. Januar in den USA abspielt, ist nichts Geringeres als einen Regimewechsel, so der Journalist Jonathan Rauch. Trump etabliere eine patrimoniale Herrschaft, wie sie für Bandenbosse und Autokraten weltweit charakteristisch ist. Das Verständnis dieses Führungsstils weise aber auch den Weg zu seiner Überwindung.
Felix Maschewski und Anna-Verena Nosthoff: Löschen als Regierungsprogramm. Musks Feldzug gegen das »Woke-Mind-Virus«, S. 99-106
Mit DOGE rückt Trump-Berater Elon Musk derzeit diversen US-Institutionen zu Leibe. Ganze Behörden, wie USAID oder das Bildungsministerium, drohen dabei ersatzlos „gelöscht” zu werden. Doch was als Bürokratieabbau im Namen der Effizienz daherkommt, darin sehen der Medien- und Kulturwissenschaftler Felix Maschewski und die Philosophin Anna-Verena Nosthoff einen Kulturkampf gegen das „Woke-Mind-Virus“. Eine Mission, der sich Musk verschrieben hat und die zur Austreibung demokratischer Werte aus den Institutionen führt.
Klaus-Dietmar Henke: Befreiung als Zusammenbruch. Wie die Deutschen 1945 das Kriegsende erlebten, S. 107-116
Am 8. Mai 2025 jährt sich das Ende des Zweiten Weltkrieges zum 80. Mal. Der Historiker Klaus-Dietmar Henke beschreibt, warum die meisten Deutschen trotz der absehbaren Niederlage bis zuletzt die nationalsozialistische Diktatur stützten. Damit habe sich die düstere Einschätzung Thomas Manns von 1941 bestätigt, erst einem ausgebrannten Deutschland würde es erlaubt sein, sich in eine „auf Frieden und Gerechtigkeit gegründeten Völkerordnung einzugliedern“.
Alexandra Klei und Annika Wienert: Kein »Lernen aus der Geschichte«. Der 8. Mai und das Wiedererstarken des Antisemitismus, S. 117-124
Seit 7. Oktober 2023 erleben Jüdinnen und Juden auch in Deutschland vermehrt antisemitische Drohungen und Angriffe. Unter diesem Vorzeichen untersuchen die Architekturhistorikerin Alexandra Klei und die Kunsthistorikerin Annika Wienert die Gedenkkultur hierzulande. Sie stellen fest, dass bisher das „Lernen aus der Geschichte“ nicht zu einem tiefergehenden Verständnis von Antisemitismus und seinen Wirkungsweisen geführt hat.