Ausgabe Januar 2026

Leichtigkeit in der Sprache, existenzielle Fragen

Volker Weidermann: »Wenn ich eine Wolke wäre. Mascha Kaléko und die Reise ihres Lebens«. Cover: Kiepenheuer & Witsch

Bild: Volker Weidermann: »Wenn ich eine Wolke wäre. Mascha Kaléko und die Reise ihres Lebens«. Cover: Kiepenheuer & Witsch

Da steht sie: im weißen Hosenanzug, breitbeinig, die Fäuste in die Hüften gestemmt und schaut direkt in die Kamera. Selbstbewusst wirkt sie, jung – und streitlustig. Das Bild ist 1930 im Urlaub auf Hiddensee entstanden, da war Mascha Kaléko 23 Jahre alt. Darunter der Titel »Wenn ich eine Wolke wäre«, nach einem Gedicht von ihr aus den 1930er Jahren: »Wenn ich eine Wolke wäre / Segelte ich nach Irgendwo / Durch die weiten Himmelsmeere / Von Berlin bis Mexiko.« Aber Mascha Kaléko ist keine Wolke, sondern ein Emigrantenkind, wie sie in ihrem Gedicht »Interview mit mir selbst« von 1932 schreibt – und kein einfaches. »Mein meistgesprochnes Wort als Kind war ›Nein‹. / Ich war kein einwandfreies Mutterglück. / Und denke ich an jene Zeit zurück – / Ich möchte nicht mein Kind gewesen sein.«

Anders als Titel und Foto des Buches von Volker Weidermann nahelegen, ist Mascha Kaléko keineswegs bodenständig oder leicht wie eine Wolke. Zeit ihres Lebens treibt sie eine innere Rastlosigkeit um, eine Suche nach Anerkennung und Liebe, die ihr auf Dauer weder ihr zweiter Mann noch der gemeinsame Sohn und auch nicht das zum Teil von ihr begeisterte deutsche Publikum geben können.

»Blätter«-Ausgabe 1/2026

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