Ist der Zug angekommen? Laut Fahrplan schon. Seit dem 3. Oktober sind wir ein Volk. Doch existiert bisher lediglich ein fahles Hinweisschild mit den frischen Lettern: Deutschland. Ansonsten wirkt das erst jüngst hinter uns gelassene Provisorium wesentlich solider, als die Großbaustelle, auf der wir uns nun befinden. Dieses wesentlich provisorischere Neu-Deutschland läßt die folgenden Gedanken nicht veraltet erscheinen. In einem Moment, wo sich Geschichtslosigkeit auszubreiten droht, weigern sich die Autoren, sich auf der Baustelle einzurichten. Wir kommen in dieser historischen Stunde mit unserem Aufsatz zu spät; er reflektiert die Reiseerfahrungen unmittelbar vor der Zielankunft. Als Reisebericht der unter Dreißigjährigen versucht er...
... die Sprachlosigkeit zu überwinden
Die Generation der Väter und Großväter sieht sich vor der Realisierung ihres Traumes, der schon ausgeträumt schien. Die deutsche Einheit. Mit im Zug sitzen wir, zwei Bundesdeutsche, Jahrgang 1962/63, die ungefragt mitzufahren das Vergnügen haben. Wir wollen die Gelegenheit nutzen, unsere Gedanken zu dieser Zwangsfahrt mitzuteilen. Wir glauben, durchaus repräsentativ zu sein; wir wissen, daß wir die Zukunft sein werden, weil alte Männer nun mal wenig Zukunft haben 1).
Träume
Der Traum alter Männer war nicht unser Traum.