Eine Kritik aus der Perspektive feministischer Friedensforschung
Männer sind nicht die Wurzel allen Übels, Frauen nicht das friedliche Geschlecht, und dennoch behaupten einige Wissenschaftlerinnen, daß weibliche Perspektiven 1), Frauenforschung 2) und feministische Forschung 3) auch für die Friedensforschung eine Herausforderung bilden. Sie ergibt sich nicht nur aus der Logik eines kritischen Friedensbegriffs, dessen Imperativ, global zu denken, nicht eingelöst wird, wenn die Hälfte der Menschheit und ihre Beziehungen zur anderen Hälfte aus dem Reflexionszusammenhang ausgegrenzt werden. Ebenso bedeutsam ist die Erkenntnis, daß die in der Friedensforschung zugrunde gelegten Paradigmen der internationalen Politik 4) keinesfalls so geschlechtsneutral sind, wie sie präsentiert werden.
(N e o -) R e a l i s m u s, P l ur a l i s m u s und K r i t i s c h e T h e o r i e lassen sich nämlich nach der Position gegenüber dem Stereotyp von der weiblichen Friedens- und der männlichen Kriegsaffinität unterscheiden sowie nach der Art und Weise, in der sie Verhaltensweisen von Frauen bzw. die Geschlechterbeziehungen repräsentieren 5). Die Kategorie Geschlecht muß also nicht erst an die Friedensforschung herangetragen werden, sondern ist ihr bereits immanent.