Kurz vor den Bundestagswahlen überschlagen sich die Regierungsparteien in dem Bemühen, die Keime künftiger, verheißungsvoller Entwicklungen ins rechte Licht zu rücken. Nur sie, die Unionsparteien und die Liberalen seien fähig, die "in Fahrt kommende Konjunktur", die "Wende am Arbeitsmarkt" kräftig zu befördern, wenn sie am Ruder der Macht verharren könnten. Das gelte in besonderem Maße für den Aufbau Ost. Sicher gibt es in der ostdeutschen Wirtschaft Ansätze für zukunftsträchige Entwicklungen. Etwa das rasche Wachstum der Industrieproduktion (+9% in 1997/96); oder die für 1998 geplanten Zuwachsraten der Investitionen in wichtigen Industriezweigen. In den Forschungs-und-Entwicklungs-(FuE)-intensiven Branchen wachsen sie 1998, nach Befragungen des ifo Instituts, um 6%. Darunter im Maschinenbau um 14%, in der Elektrotechnik um 25% und in der Kunststoffwarenindustrie um 13%. 1) Das aber sind in der Tat nur Keime, mit deren künftiger Entwicklung sich Hoffnungen verbinden können. Sie verdecken nicht die immensen Fehlleistungen der Wirtschaftspolitik und die belastenden Hypotheken. die sie hinterläßt.
In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.