Eigentlich eine ganz einfache Geschichte: Der Bundestag bezieht den Reichstag, ein Gebäude, dem die deutsche Geschichte m i t i h r e n H ö h e n u n d T i e f e n ähnlich übel mitgespielt hat wie D e m d e u t s c h e n V o l k e. (Das aber auch als solches prima symbolisiert, daß letztenendes alles immer wieder gut wird.) Das Gebäude wurde renoviert und wird jetzt halt "instandbesetzt". Das erste deutsche Parlament, das von sich behaupten kann, die Akzeptanz der Bevölkerung zu genießen und auf eine Erfolgsgeschichte von mehreren Jahrzehnten zurückzublicken, siedelt von seiner Pflanzstätte im Westen in die neue Bundeshauptstadt um und stiftet dieser unter der Adresse "Platz der Republik" ihr politisches Zentrum. Gleichzeitig also Schluß der unsinnigen Debatten über "das Loch" in der Mitte, die Leere "im Herzen der Hauptstadt", wie sie das Fehlen des (deshalb dort dringend wieder benötigten) Hohenzollern-Stadtschlosses angeblich erzeugt. So einfach wäre d i e s e Geschichte, hätten wir es mit einer ihrer selbst bewußten, ihres Werts, ihrer singulären Bedeutung vor dem Hintergrund der Elendsgeschichte des deutschen Parlamentarismus vor 1945 bewußten Volksvertretung zu tun. Schließlich ist es der 14.
In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist.