Alle Hoffnungen auf einen zumindest kalten Frieden im Israel/Palästina-Konflikt sind zerstoben, alle, die sich nach Oslo und während des letzten Camp David Treffens noch einer moderaten Zuversicht überließen, scheinen widerlegt. Die Lage in Israel/Palästina ist seit Ausbruch der zweiten Intifada vor einem Jahr hoffnungsloser denn je. Angesichts dieser Situation erweist sich die enggeführte Frage, welche Seite für den unmittelbaren Ausbruch dieser Intifada letztlich die Verantwortung trägt, als unerheblich. Während die palästinensische Seite den Aufstand offensichtlich seit längerem vorbereitet hatte, nahm die israelische Seite mit dem vom damaligen Premier Barak zugelassenen Besuch Scharons auf dem Tempelberg das Risiko gewaltsamer Auseinandersetzungen wissentlich in Kauf. Zu fragen ist also nicht, warum der Aufstand ausbrach, sondern warum die palästinensische Seite ihn vorbereitet und die israelische Seite ihn riskiert hat. Offenbar war die palästinensische Seite aufgrund der auch von Barak nicht eingestellten, sondern fortgesetzten Siedlungstätigkeit zu dem Schluss gekommen, Konzessionen in der Jerusalemfrage sei nicht zu trauen, während die israelische Seite nicht nur mit dem innenpolitischen Problem einer Rückführung der Siedler zu kämpfen hatte.
In der Januar-Ausgabe skizziert der Journalist David Brooks, wie die so dringend nötige Massenbewegung gegen den Trumpismus entstehen könnte. Der Politikwissenschaftler Philipp Lepenies erörtert, ob die Demokratie in den USA in ihrem 250. Jubiläumsjahr noch gesichert ist – und wie sie in Deutschland geschützt werden kann. Der Politikwissenschaftler Sven Altenburger beleuchtet die aktuelle Debatte um die Wehrpflicht – und deren bürgerlich-demokratische Grundlagen. Der Sinologe Lucas Brang analysiert Pekings neue Friedensdiplomatie und erörtert, welche Antwort Europa darauf finden sollte. Die Journalistinnen Susanne Götze und Annika Joeres erläutern, warum die Abhängigkeit von Öl und Gas Europas Sicherheit gefährdet und wie wir ihr entkommen. Der Medienwissenschaftler Roberto Simanowski erklärt, wie wir im Umgang mit Künstlicher Intelligenz unsere Fähigkeit zum kritischen Denken bewahren können. Und die Soziologin Judith Kohlenberger plädiert für eine »Politik der Empathie« – als ein Schlüssel zur Bekämpfung autoritärer, illiberaler Tendenzen in unserer Gesellschaft.