Ausgabe März 2002

Italiens Europapolitik am Scheideweg

Es gehört nicht gerade zur feinen italienischen Art, seinem Gegenüber einen Tritt ans Schienbein zu verpassen. Doch manchmal müssen solch rüde Methoden eben her, mag sich Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi gedacht haben, als er während des NATO-Gipfels im letzten Juni seinem damaligen Außenminister Renato Ruggiero unter dem Verhandlungstisch zu verstehen gab, sich gefälligst nicht zu sehr in den Vordergrund zu drängen, und zutrat. Dass es Berlusconi und nicht Ruggiero war, der diese Episode nun, nach dem endgültigen Zerwürfnis beider, ausplauderte, spricht für die diplomatische Verlässlichkeit des letzteren ebenso wie für den ungestümen und barschen Politikstil des ersteren. Sympathisch seien sie einander eh nie gewesen, schob Berlusconi noch hinterher, und wer die beiden schon mal gemeinsam erleben durfte, kann nur bestätigen: Da trafen Welten aufeinander. Anfang diesen Jahres kam dann der große Paukenschlag.

Nach nur sechs Monaten an der Spitze der Farnesina, des Auswärtigen Amts in Rom, wurde Ruggiero gegangen. Flugs quartierte Berlusconi fürs Erste sich selbst dort ein.

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