Ostdeutschland ist wieder einmal in die öffentliche Diskussion geraten. Vor allem politische Gründe sind die Ursachen dafür. In den Wahlprogrammen aller Parteien finden sich - teilweise recht nützliche - Vorschläge und Versprechungen, mit denen die ostdeutsche Wirtschaft zu schnellerem Wachstum, mehr Beschäftigung und steigender Effektivität angeregt werden soll. Das Problem, mit dem sich die Politik herumschlägt, besteht darin, dass trotz recht kostspieliger Förderung für Investoren und Unternehmen in den neuen Ländern seit 1997 nicht nur keine weitere Annäherung der gesamtwirtschaftlichen Leistungskraft Ostdeutschlands an die des früheren Bundesgebietes erfolgte, sondern sich im Gegenteil die Lücke zwischen beiden Regionen wieder vergrößerte. Im Jahre 2001 kam es in Ostdeutschland sogar - erstmalig seit 1992 - zu einem absoluten Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (-0,6%), während Westdeutschland das internationale Rezessionsjahr mit einem Zuwachs von immerhin 1,7% überstand. Irgendetwas muss folglich schief gelaufen sein. Neue Rezepte sind gefragt, mit denen das 1990 postulierte Ziel, den Osten auf das Produktivitäts- und Einkommensniveau des Westens zu bringen, doch noch zu erreichen wäre.
In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn.