Der von George W. Bush entfachte Irakkrieg, der zum Sturz des Regimes führte, wird weithin als ein Ölkrieg betrachtet – als Griff nach den zweitgrößten Erdölreserven der Welt. Diese Auslegung bestätigte sich für viele, als die Vereinigten Staaten eine UN-Resolution durchsetzten, die der amerikanischbritischen Besatzungsmacht die Kontrolle über die Verwendung der irakischen Öleinnahmen zuspricht. Zweifelsohne geht Washington davon aus, dass ausländische Konzerne beim Ausbau des irakischen Ölsektors eine wichtige Rolle spielen werden – eine Vorstellung, die es mit ranghohen Funktionären des Irakischen Ölministeriums teilt. Doch die Absicht, das irakische Öl zu "kontrollieren", hatte in den Kriegsplanungen der Bush-Regierung vor allem strategische und nicht bloß kommerzielle Bedeutung. Die Falken in Washington sahen in einem mit den USA verbündeten Irak eine Alternative zu Saudi- Arabien als wichtigstem Öllieferanten. Auch dachten sie, eine gesteigerte irakische Produktion würde zu langfristig niedrigeren Ölpreisen führen, mit der Folge, dass Saudi-Arabien und andere Öl produzierende Golfstaaten unter finanziellen Druck gerieten und somit zu wirtschaftlichen und politischen Reformen gezwungen wären, um Aufstände im Land zu vermeiden.
In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.