Ausgabe August 2005

Illegal, doch legitim

Eine dubiose Doktrin unserer Zeit

An historischen wie zeitgenössischen Standards gemessen haben wir das Glück, ein hohes Maß an Freiheit genießen zu können. Freiheit eröffnet Chancen, und Chancen bringen Verantwortung mit sich – die Verantwortung, von seiner Freiheit weise, aufrichtig und human Gebrauch zu machen. Und wir leben in Zentren enormer Macht. Wie wir uns jeweils entscheiden, unserer Verantwortung gerecht zu werden, hat deshalb mit Sicherheit weit reichende Konsequenzen.

Ich möchte mich hier auf ein Thema konzentrieren, das buchstäblich Überlebensfragen berührt: den Rückgriff auf Gewalt in den internationalen Beziehungen und wie dessen Legitimität im Laufe der Zeiten beurteilt wurde.

Die entsetzlichen Verbrechen des 20. Jahrhunderts haben große Anstrengungen bewirkt, Menschen vor dem Fluch des Krieges zu retten – und das Wort "retten" ist gewiss keine Übertreibung, seit 1945 klar wurde, dass die "ultimative Katastrophe" weitaus wahrscheinlicher ist, als irgendein denkender Mensch hinnehmen darf. Der Ausdruck "ultimative Katastrophe" stammt nicht von mir.

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In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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