Es ist gut für die Deutschen in West und Ost, dass sich die früheren Bewohner der DDR seit einer Weile gegen die Besatzer- und Siegerpolitik der Westdeutschen zu wehren beginnen und mehr und mehr Bücher zu diesem Thema erscheinen. Eine der Vorkämpferinnen ist Daniela Dahn; schon 1996 erschien ihr Erfolgsbuch „Westwärts und nicht vergessen“. Damals wurde sie im letzten Kapitel etwas optimistisch und schwärmte von den unabhängigen Gerichten, der Rechtssicherheit und vom „Sich-Einmischen-Können“, das zu den „vereinigungsbedingten Errungenschaften“ gehöre, „die ausgesprochenes Behagen bereiten“.
2009 ist Daniela Dahn auch das partielle Behagen gründlich vergangen. Sie hat, obwohl von „drüben“, ohne Schaum vor dem Mund ein vorzügliches Buch geschrieben, das sich in erster Linie mit der These beschäftigt: „Vom Verlierer nicht lernen, heißt verlieren lernen“.
Aber wie sollten die alten Bundesrepublikaner etwas lernen können oder wollen, da sie von der DDR doch fast gar nichts wussten, nichts wissen wollten, und von „Wiedervereinigung“ nur sprachen, weil sie sicher waren, dass sie nicht kommen würde? Als sie dann aber doch über Nacht kam, belehrten sie die in der „Zone“, wie sie 45 Jahre hätten leben sollen – für sie hatte die DDR in all diesen Jahren fast nur aus Stasi und SED-Terror bestanden, nicht aber auch als ein Land, in dem es dies zwar gab, aber auch ein ganz normales Leben.