Ausgabe Februar 1990

Massenmord und Staatsräson

Washingtons Kambodscha Politik

"Beim Blick in den Glaskasten, der die Schädel von unschuldigen Kambodschanern enthält, die vom Pol Pot-Regime umgebracht wurden, sah ich meine eigenen Gedanken. Völkermord muß verurteilt werden, wann immer und wo immer er geschieht oder es wird wieder geschehen. Der Welt darf nicht erlaubt werden, die Verbrechen Pol Pots zu vergessen. Pol Pot darf niemals wieder an die Macht gelangen."

Diese Sätze schrieb ich in das Besucherbuch der Gedenkstätte für die Opfer der Khmer Rouge an der Vernichtungsstätte von Choeung Ek und dem Folterzentrum der Roten Khmer in Tuol Sleng, heute ein Museum. Die Schädel in dem buddhistischen Stupa in Choeung Ek legen Zeugnis ab von den mehr als eine Million Kambodschanern (bei einer Gesamtbevölkerung von sieben Millionen), die während der brutalen Herrschaft der Khmer Rouge zwischen 1975 und 1979 starben. Fotos von Gefangenen in Tuol Slong und Ölgemälde, die die gräßlichen Techniken der Folter zeigen, hängen an den Wänden. Sie unterstreichen die Kaltblütigkeit, mit der die Roten Khmer ihren Terror ausübten. Blut bedeckt immer noch den Boden unter Bettgestellen, auf denen Gefangene angekettet waren und erschlagen wurden.

Babies wurden in die Luft geworfen und mit Bajonetten aufgespießt oder gegen Bäume geschlagen. Innerhalb von Stunden nach der Machtergreifung am 17.

Februar 1990

Sie haben etwa 11% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 89% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Januar 2026

In der Januar-Ausgabe skizziert der Journalist David Brooks, wie die so dringend nötige Massenbewegung gegen den Trumpismus entstehen könnte. Der Politikwissenschaftler Philipp Lepenies erörtert, ob die Demokratie in den USA in ihrem 250. Jubiläumsjahr noch gesichert ist – und wie sie in Deutschland geschützt werden kann. Der Politikwissenschaftler Sven Altenburger beleuchtet die aktuelle Debatte um die Wehrpflicht – und deren bürgerlich-demokratische Grundlagen. Der Sinologe Lucas Brang analysiert Pekings neue Friedensdiplomatie und erörtert, welche Antwort Europa darauf finden sollte. Die Journalistinnen Susanne Götze und Annika Joeres erläutern, warum die Abhängigkeit von Öl und Gas Europas Sicherheit gefährdet und wie wir ihr entkommen. Der Medienwissenschaftler Roberto Simanowski erklärt, wie wir im Umgang mit Künstlicher Intelligenz unsere Fähigkeit zum kritischen Denken bewahren können. Und die Soziologin Judith Kohlenberger plädiert für eine »Politik der Empathie« – als ein Schlüssel zur Bekämpfung autoritärer, illiberaler Tendenzen in unserer Gesellschaft.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Euphorie und Ernüchterung: Bangladesch nach dem Aufstand

von Natalie Mayroth, Dil Afrose Jahan

Im September fanden an der Universität Dhaka, einer der wichtigsten Hochschulen Bangladeschs, Wahlen zur Studentenvereinigung statt. Manche sehen sie als Testlauf für die nationalen Wahlen. Daher ist es ein Warnsignal, dass dort ausgerechnet der Studentenflügel der islamistischen Jamaat-e-Islami gewann.

Koloniale Nachwehen: Der Kampf um Kaschmir

von Amadeus Marzai

Ein brutaler Terroranschlag riss am Nachmittag des 22. April das idyllische Baisaran-Gebirgstal im von Indien kontrollierten Teil Kaschmirs aus seiner Ruhe. Es war der Beginn einer rapiden Eskalation im seit jeher angespannten indisch-pakistanischen Verhältnis und könnte sogar zum Ausgangspunkt eines größeren Krieges zwischen den beiden Nuklearmächten werden.