Ausgabe Juni 1992

Der Preis der Gleichheit

Wirtschaftliche und gesellschaftliche Perspektiven Deutschlands in den 90er Jahren

Werden die Deutschen zu Gefangenen in der Einheitsfalle? Zu "Verlierern" beiderseits: die einen, weil es ihnen mit der "Angleichung der Lebensverhältnisse" nicht schnell genug geht; die anderen, weil ihnen die Einheit zu teuer kommt? - In dieser Spannung steckt der Kern der Bonner Regierungskrise. Aber im Sog der "Gemeinsamkeiten", einer Großen Koalition oder kleinen Kooperation, scheint es vornehmlich um Finanzierungsfragen und Sparprogramme zu gehen. Übersehen wird weithin die strukturelle, die politische Dimension der innerdeutschen Problematik. Gefordert ist das Nachdenken, wie denn die so unvorbereitet gewonnene Einheit "gestaltet" werden soll was überhaupt Einheit und Gleichheit heißen können in einer von krassen Unterschieden, Ungleichzeitigkeiten, regionalen Traditionen und Mentalitäten geprägten neudeutschen Gesellschaft. Das entschiedenste Plädoyer für eine Neubestimmung der Eckwerte des Bundesstaates hat der sächsische Ministerpräsident Kurt H. Biedenkopf vorgetragen (vgl. die Dokumentation in Heft 5/1992).

Juni 1992

Sie haben etwa 3% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 97% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Rechte Gewalt, leere Kassen: Ostdeutsche Zivilgesellschaft unter Druck

von Elisa Pfleger

In der Bundespolitik ist das Entsetzen über den Erfolg der AfD bei der Bundestagswahl noch immer groß. In allen ostdeutschen Flächenländern und in 43 von 48 Wahlkreisen wurde die in weiten Teilen rechtsextreme Partei stärkste Kraft, in Görlitz und im Kreis Sächsische-Schweiz-Osterzgebirge erhielt sie beinahe 50 Prozent der Stimmen.