Ausgabe Juli 1994

Wie stark ist das innerdeutsche Produktivitätsgefälle?

Die tibetanischen Gebetsmühlen rotieren allerorts in Deutschland: die Löhne und erst recht die ständigen Lohnforderungen aus den neuen Bundesländern sind zu hoch. Begründung: die Produktivität in Ostdeutschland ist viel zu niedrig. Wieviel Lohn man nach Hause trägt, weiß jeder selbst, aber wie ist es mit der Produktivität bestellt? Das Statistische Bundesamt in Wiesbaden gibt Auskunft. Für 1993 berechnete es, daß der Durchschnittserwerbstätige Ost nur 45,8% der Leistung seines Westkollegen erreicht 1). 97 700 DM Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigem im früheren Bundesgebiet stehen nur klägliche 44 800 DM an entsprechender Leistungskraft in den neuen Bundesländern gegenüber. Arbeitsproduktivität ist nach dem allgemeinen ökonomischen Verständnis das Verhältnis von durchschnittlicher Ausbringungsmenge zum Arbeitseinsatz pro Periode.

Nach diesen Berechnungen müßte ein Bauarbeiter Ost für die Herstellung einer Wohnung im Jahre 1993 beispielsweise 220 Stunden benötigen, sein Kollege aus Westdeutschland würde die gleiche Wohnung in genau 100 Stunden schaffen.

Juli 1994

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