Ausgabe Februar 1997

Was Boutros-Ghalis Scheitern lehrt

Als Moshe Dayan im Mai 1977 zum israelischen Außenminister ernannt wurde, sagte er, die allerwichtigste Aufgabe eines jeden israelischen Außenministers sei es, die richtige Beziehung zum Präsidenten und zum Kongreß der Vereinigten Staaten aufzubauen. Habe man diese Aufgabe erst einmal erfüllt, so Dayan weiter, sei viel Gutes machbar.

Aber ohne eine solche Beziehung sei gar nichts machbar. Wenn auch die Vereinten Nationen nicht in dem Maße von den USA abhängig sind wie Israel, so sollte doch jeder UN-Generalsekretär sich die Strategie Dayans zu eigen machen: Das richtige Verhältnis zu den USA, dem mächtigsten Mitgliedstaat, zu entwickeln. Kein Zweifel, Amerika hat so seine Macken. Als kontinentale Macht mit ihrem eigenen enormen Binnenmarkt war Amerika seit jeher argwöhnisch gegenüber internationalen Verpflichtungen - so erfolgte die Entsendung von Truppen zu humanitären Zwecken im allgemeinen nur dann, wenn die Situation mit strategischen Eigeninteressen übereinstimmte . Somalia hat uns gelehrt, daß moralische Beweggründe zur Entsendung amerikanischer Truppen ausreichen können. Sobald es aber Verluste gibt, muß der Präsident der Öffentlichkeit plausibel machen können, daß handfeste nationale Interessen auf dem Spiel stehen. Ansonsten sind die Truppen so schnell wieder weg, wie sie gekommen sind.

Doch es kommt noch schlimmer.

Februar 1997

Sie haben etwa 21% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 79% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema