Die Kongreßwahlen im November haben es bestätigt: Der triumphale Gipfelsturm der Republikanischen Partei, der mit Richard Nixons southern strategy zur Abwerbung konservativer weißer Demokraten im Süden begann und von Ronald Reagans parteiwechselnden "zornigen Demokraten" wie von Newt Gingrichs "verärgerten" weißen Männer weiter forciert wurde, ist steckengeblieben. Seinen Höhepunkt - oder zumindest ein Plateau - hatte er bereits im Jahr 1994 beim Wahlerfolg der konservativen "Gingrich-Revolutionäre" erreicht. Amerikas Republikaner werden mit dem Phänomen der "neuen Demokraten" la Clinton einfach nicht fertig. Mag die Republikanische Partei dem Mann in Weißen Haus noch so oft eine Dukakis-, Mondale- oder McGovern-Maske aufdrängen - der wohl konservativste demokratische Präsident seit Menschengedenken hat mit Erfolg traditionelle republikanische Themen entwendet: Er reduzierte das Budgetdefizit, verkleinerte den Regierungsapparat, kürzte Sozialprogramme, propagiert Law and Order, und ließ die Muskeln der Regierung zugunsten der internationalen Wirtschaftsinteressen amerikanischer Konzerne spielen.
In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.